nd-aktuell.de / 15.12.2012 / Kultur / Seite 26

BLOGwoche: Flatrate für 80 Millionen Leser?

Die Medienkrise beschäftigte auch diese Woche zahlreiche Blogger. Auf www.dimbb.de[1] schrieb Heiko Hilker über die Kampagne der Zeitungsverlage zur Rettung der Printmedien: »Mit Anzeigen, Plakaten und Kinospots wolle die Branche die Stärken der Zeitung als universales Qualitätsmedium in einer digitalen Medienkultur stärker im Bewusstsein verankern. Mit 50 Millionen täglichen Lesern für die gedruckten Blätter und fast 30 Millionen Einzelnutzern im stationären Internet und auf Smartphones seien die Zeitungen die wichtigste Quelle für Nachrichten und Hintergrundinformationen, sagte BDZV-Chef Fuhrmann laut (dem Medieninformationsdienst, d.Red.) Kress.« An der Richtigkeit der vom BDZV genannten Zahlen hat Hilker allerdings seine Zweifel: »Wer 50 Millionen »Papier«-Leser und 30 Millionen »Internet«-Leser hat, der hat doch fast das gesamte Potenzial ausgeschöpft, oder? Deutschland hat 82 Millionen Einwohner. Oder macht sich hier eine Branche stärker, als sie ist?«

Christian Jakubetz beschäftigte sich in seinem Blog www.blog-cj.de/blog[2] mit der Frage, wie es mit dem Journalismus weitergehen soll. »Zum ersten Mal reden wir nicht von irgendwelchen abstrakten Dingen, die sich irgendwann mal ändern könnten. Und wir debattieren nicht mehr darüber, ob dieses Internet dem Papier überlegen ist. Sondern stattdessen über die rund 500 Journalisten, die in den letzten Wochen ihren Job verloren haben.«

Jakubetz meint, einen Ausweg aus der Krise gefunden zu haben: »Die bisherigen Ideen, Journalismus und Medien im digitalen Zeitalter rentabel zu machen, kranken sehr häufig daran, dass sie versuchen, ein Geschäftsmodell aus analogen Zeiten nahezu unverändert ins Netz zu übertragen. Das funktioniert aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht. Einer davon ist: Andere (Inhalte-)Anbieter haben bereits Maßstäbe gesetzt, an denen Medien nicht mehr vorbeikommen werden. Das Prinzip ist nicht mehr ›Inhalt gegen Geld‹, ist nicht mehr das wie auch immer geartete Abo eines einzelnen Produkts oder des Zugangs zu einer Webseite. Das Modell der Zukunft heißt: Datenbank. Zugriff auf Datenbanken, bezahlt in Form einer Flatrate.«

Dirk von Gehlen entwirft auf www.dirkvongehlen.de[3] eine ganz neue Idee der Finanzierung journalistischer Arbeit: Crowdfunding, eine Form der Geldbeschaffung, mit der zum Beispiel bereits Regisseure erfolgreich Filme via Internetschwarm finanziert haben. »Jeder Reporter mit einer guten Geschichte hat beste Aussichten, Leute zu finden, die seine Arbeit finanziell und auf anderen Wegen unterstützen. Du musst Dich allerdings auf Deine Community einlassen, viel kommunizieren und für Deine Idee werben - etwas, was uns Journalisten erstmal fremd ist. Selbstvermarktung, das Werben für eine tolle Idee, das kommt früher oder später auf alle Journalisten zu.«

Zusammengestellt von:Jürgen Amendt

Links:

  1. http://www.dimbb.de
  2. http://www.blog-cj.de/blog
  3. http://www.dirkvongehlen.de