nd-aktuell.de / 24.12.2012 / Politik / Seite 4

»König Modi«

Narendra Modi gilt als Anwärter aufs Amt des Premierministers in Indien.

Hilmar König

Bei Wahlen zur Volksvertretung des westindischen Unionsstaats Gujarat hat sich die rechte Indische Volkspartei (BJP) dank ihres Hindu-Hardliners Narendra Modi in der vorigen Woche zum dritten Mal in Folge durchgesetzt. Die BJP errang 117 der 182 Parlamentssitze, die in Delhi regierende Kongresspartei kam auf 61. Der 62-jährige Narendra Modi herrscht in Gujarat bereits seit 2001 als Chefminister mit eiserner Faust.

Sein Erfolg beruht maßgeblich auf besonders für die Mittelklasse spürbaren Fortschritten in der ökonomischen Entwicklung Gujarats. Dass er mitverantwortlich für die Massaker von 2002 ist, bei denen über 1000 Menschen, überwiegend Muslime, getötet wurden, fiel nicht ins Gewicht. 2007 wurde er von Sonia Gandhi deswegen noch als »Händler des Todes« gescholten. Modi hat sich nie für die Massaker entschuldigt.

Schon in jungen Jahren trat er dem extremen Hindu-Freiwilligenverband RSS bei. In den 90ern organisierte er die unrühmlichen Fahrzeugekonvois quer durch Indien, um das »Hindu-Erwachen« zu fördern. Ein Resultat war 1992 die Zerstörung der Babri-Moschee in Ayodhya. Heute gilt Modi als »natürlicher Kandidat« der BJP für das Amt des indischen Premiers. Die Parlamentswahlen finden 2014 statt. Die Medien sprechen schon heute von »King Modi«.

Der so Bezeichnete allerdings hält sich noch bedeckt. In seiner Dankesrede an die 61 Millionen Gujaratis deutete er lediglich an, er habe einen »Sieg für Mutter Indien« errungen. Sollte er kandidieren, stünden die Aussichten des unverheirateten, kinderlosen Vegetariers nicht schlecht, denn die indische Mittelklasse findet Modis Konzept und Stil - Zentralisierung, Entscheidungsfreude, energisches Durchgreifen im Sinne von Gesetz und Ordnung, wirtschaftliches Wachstum - durchaus attraktiv. Bei einer Umfrage 2006 wurde er zum besten Chefminister Indiens gekürt. Im jüngsten Wahlkampf punktete er mit dem Slogan »Fortschritt, Vertrauen, Sieg«. Doch um in Delhi auf den Thron zu gelangen, müsste er sozial Benachteiligten, religiösen Minderheiten und Dalits (Kastenlosen) zumindest einen Kurs versprechen, bei dem für alle etwas abfällt. Hilmar König