nd-aktuell.de / 28.12.2012 / Politik / Seite 17

Gemeinsam stark genug

Jörg Meyer

Nicht nur die Drucker stehen unter Druck. Durch die Krise in der Medienbranche insgesamt wird die Situation immer prekärer. Wenn weniger Zeitungen gedruckt werden, Blätter ganz eingestellt werden oder Insolvenz anmelden, wie jüngst die »Financial Times Deutschland« oder die »Frankfurter Rundschau«, dann entstehen Überkapazitäten in Druckereien, dann werden weniger Menschen gebraucht, die sich um den Versand von Zeitungen kümmern oder Beilagen einlegen. Seit Jahren verschwinden Betriebe von der Bildfläche. Das Beispiel der Tabel GmbH ist also leider nur eines unter vielen.

Der Arbeitskampf der Drucker im Sommer 2011 war ein Beispiel für erfolgreiche Gegenwehr und Solidarität. Die Arbeitgeber hatten den Manteltarifvertrag aufgekündigt, wollten schlechtere Maschinenbesetzungen durchsetzen und zudem die 35-Stunden-Woche abschaffen. Die Redakteurinnen und Redakteure von Tageszeitungen sowie Verlagsangestellte sahen sich in ihrer beginnenden Tarifrunde vergleichbaren Zumutungen ausgesetzt. Es kam zum Schulterschluss. Über Wochen wurde immer wieder tageweise die Arbeit niedergelegt. Am Ende stand der Erfolg für die Drucker, und auch die RedakteurInnen konnten die größten Zumutungen zurückweisen.

Die WAZ-Mediengruppe verkaufte im Sommer ihre Tochter VuW an die Leiharbeitsfirma Tabel und schloss Werkverträge mit diesen ab. Nun sind es Leiharbeiter, die sich um den Versand der Zeitungen oder um deren Bestückung beispielsweise mit Werbeeinlegern kümmern. Das Versprechen der WAZ-Gruppe, es werde sich an den bestehenden Arbeitsverträgen nichts ändern, hat die Tabel GmbH nicht eingehalten. Die Beschäftigten klagen über gestrichene Pausenzeiten, lange Leerlaufzeiten und ein immer restriktiver werdendes Betriebsklima.

An diesen Beispielen zeigt sich, wie weit der Niedergang einer ganzen Branche um sich greift. Die Krise bei den Tageszeitungen betrifft die Druckereien und dann eben auch die Weiterverarbeitung und den Versand. Gegenwehr tut not, und viel anderes bleibt den Beschäftigten auch nicht, als sich von der Angst um die eigene Stelle nicht kirre machen zu lassen und gemeinsam zu kämpfen, um die Zumutungen der Arbeitgeber zurückzuweisen.