Vom Flüchtling zum Verbrecher

Besuch eines Internierungslagers in Griechenland

  • Katja Herzberg, Athen
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.

Ein saurer, leicht pilziger Geruch nach Schweiß und Abwässern steigt in die Nase. Ein Wärter hat die Tür zum Zellentrakt geöffnet. Hinter Gitterstäben stehen junge Männer, in gespannter Erwartung des Besuchs, ihre Finger fest die Eisenstangen umklammernd. Sie haben kein Verbrechen begangen und sind trotzdem hier gefangen, 88 Männer, in vier Zellen, auf nicht mehr als 60 Quadratmetern. Sie verließen ihre Heimat, um in Europa ein neues, besseres Leben zu beginnen. Nun warten sie im Abschiebegefängnis von Elleniko auf ihre »freiwillige Rückreise«.

Sechs Jahre hat Khayat schon in Italien gelebt. Seine schwangere Freundin weiß nicht, wann er zurückkehren wird. Sie muss das gemeinsame Kind wohl zunächst allein großziehen. Der Tunesier ist bereits seit zwei Monaten in der Polizeistation sieben Kilometer südlich des Athener Zentrums. Wie lange er noch in Haft bleibt, weiß Khayat nicht. Er habe wie viele andere erklärt, dass er ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.