KalenderBlätter

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Kalenderblatt 1913: 100 JAHRE WILLY BRANDT

Als Willy Brandt am 18. Dezember 1913 in Lübeck Herbert Ernst Karl Frahm geboren wurde, hatten gerade Friedrich Ebert und Hugo Haase den Vorsitz der SPD vom verstorbenen August Bebel übernommen. 1964 wurde Brandt selbst einer der Nachfolger an der SPD-Spitze. Wenn die Sozialdemokratie 2013 ihr 150-jähriges Bestehen feiert, wird sie auch ihres wohl beliebtesten Politikers Gedenken, dessen 100. Geburtstag sich im kommenden Jahr jährt.

Kalenderblatt 1933: ERINNERUNG UND MAHNUNG

2013 jährt sich die Machtübergabe an die Nazis zum 80. Mal: Am 30. Januar 1933 wird Hitler als Reichskanzler vereidigt - der Beginn des bis 1945 dauernden faschistischen Schreckens. Am 28. Februar nutzen die Nazis den Reichstagsbrand, um die Verfolgung politischer Gegner zu legalisieren; am 22. März geht in Dachau das erste KZ in seinen tödlichen Betrieb; am 10. Mai 1933 werden auf dem Berliner Opernplatz und in 21 weiteren deutschen Städten die Bücher der von den Nazis verfemten Autoren verbrannt. Zwölf Jahre später liegt Europa in Trümmern, Abermillionen sind dem Vernichtungswahn der Nazis und dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

50 Jahre später beginnt am 28. April 1983 der »Stern« mit der Veröffentlichung angeblicher Hitler-Tagebücher. Der vermeintliche Coup entpuppt sich als Fälschung, der Versuch, mit Nazi-Memorabilien Kasse zu machen, gerät zu einem der größten Skandale der Nachkriegszeit.

Kalenderblatt 1948: EIN EIGENER STAAT

Es war der 14. Mai 1948, als sich im Stadtmuseum von Tel Aviv der Jüdische Nationalrat versammelte und der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung Israels durch David Ben Gurion beiwohnte - elf Minuten später erkannten die USA den neuen Staat an, anderthalb Tage später folgte die Sowjetunion. Zuvor hatte die UNO einen Teilungsplan für Palästina verabschiedet, den die Araber jedoch ablehnten. Noch in der Nacht der Staatsgründung erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien Israel den Krieg, der erste arabisch-israelische Waffengang sollte bis Juli 1949 dauern - und nicht der letzte bleiben.

Kalenderblatt 1953: ZEITENWENDEN

Das Jahr kündete von einer Zeitenwende: Am 5. März 1953 starb Stalin in Kunzewo nahe Moskau; am 26. Juli begann die kubanische Revolution mit dem Sturm auf die Moncada-Kaserne. Was sich vor 60 Jahren in der DDR ereignete, ist bis heute Gegenstand hitziger Debatten: Um den 17. Juni herum kam es im ganzen Land zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten, in denen ganz unterschiedliche politische und soziale Forderungen an die SED adressiert wurden. Diese sprach von einem »faschistischen Putschversuch«. Nachdem im »Neuen Deutschland« vom 20. Juni 1953 der Sekretär des DDR-Schriftstellerverbandes Kurt Barthel erklärt hatte, die Arbeiter müssten sich nun besonders anstrengen, um das Vertrauen der Regierung zurückzugewinnen, formulierte Bertolt Brecht in seinem Gedicht »Die Lösung« die berühmten Worte: »Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?«

Kalenderblatt 1973: WILDER STREIK BEI FORD

Es begann mit der fristlosen Entlassung von 300 türkischen Ford-Arbeitern - und endete mit einer Niederlage im vielleicht legendärsten Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik: der Wilde Streik in den Kölner Ford-Werken im August 1973. Getragen vor allem von Arbeitsmigranten und linken Betriebsaktivisten hatte der Protest nicht nur das Unternehmen zum Gegner sondern auch den Betriebsrat, die IG Metall und die deutsche Öffentlichkeit: »Deutsche Arbeiter kämpfen Ford frei«, schlagzeilte Springers-»Bild« - und die Bundesregierung warnte vor einer Politisierung ausländischer Arbeitskräfte.

Kalenderblatt 1983: DYNATAC 8000X

Vorläufer gab es zwar schon, doch so richtig begann das neue Zeitalter des Telefonierens vor 30 Jahren: mit einem »Knochen«. 800 Gramm schwer und 33 Zentimeter lang war das Dynatac 8000X von Motorola, das am 21. September 1983 als erstes kommerzielles Mobiltelefon von der US-Behörde FCC zugelassen wurde. Die Entwicklung des knapp 4000 Dollar teuren Geräts hatte zehn Jahre zuvor begonnen, binnen der ersten zwölf Monate verkaufte es sich 300 000 Mal. Die Zahlen haben sich inzwischen verfielfacht: Allein in Deutschland gab es bereits 2011 mehr als 60 Millionen Handybesitzer.

Kalenderblatt 1983: RAKETENPROTESTE

Im Herbst 1983 steuerten die Aktionen gegen die »Nachrüstung« auf ihren Höhepunkt zu: Anfang September sorgt die »Prominentenblockade« in Mutlangen, einem der Stationierungsorte der Pershing II-Mittelstreckenraketen, für Aufsehen; am 22. Oktober 1983 gehen mehr als 1,3 Millionen Menschen in Bonn und bei einer bundesweiten Menschenkette auf die Straße. Im sachsen-anhaltischen Wittenberg wird bereits am 24. September 1983 ein Schwert zu einer Pflugschar umgeschmiedet - eine der bekanntesten Aktionen der Friedensbewegung in der DDR. Nur zwei Tage später kommt es beinahe zum nuklearen Ernstfall: In der Sowjetunion registriert die Überwachungsanlage fälschlich den Abschuss von US-Atomraketen. Der Besonnenheit des Offiziers Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow ist es zu verdanken, dass der Atomkrieg ausbleibt.

Kalenderblatt 2013: FEUERPROBE FÜR DIE LINKE

Das kommende Jahr, meint nicht nur Gregor Gysi, werde »politisch durchaus spannend«. Für die LINKE zumal: Im Herbst wird in Bayern gewählt und womöglich im Winter auch in Hessen. Mitte Juni trifft man sich zum Parteitag in Dresden. Bereits zum Start ins Jahr ringt die Partei am 20. Januar in Niedersachsen um den Wiedereinzug in den Landtag. Zwei Tage vorher wird Gregor Gysi 65, und auch kurz vor der Bundestagswahl, die wahrscheinlich am 22. September stattfindet, gibt es Anlass für eine Geburtstagsfeier: am 16. September wird Oskar Lafontaine 70.

Kalenderblatt 2013: DER WIDERSTAND BLEIBT

2012 war ein Jahr des Widerstands gegen die Verarmungspolitik der Troika aus IWF, EU-Kommission und EZB - mit Massendemos, Generalstreiks, regionalen Aktionen. Auch 2013 wird weiter gegen den Krisenkurs protestiert: Am 17. Februar treffen sich Aktivisten in Frankfurt (Main), um »Blockupy 2013« vorzubereiten, die Aktionstage sollen am 31. Mai und 1. Juni in der Bankenmetropole stattfinden. Bereits für den März sind Proteste in Brüssel geplant. Und im Juni soll es einen Alternativengipfel der sozialen Bewegungen in Athen geben.
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