nd-aktuell.de / 08.01.2013 / Brandenburg / Seite 11

Patienten sollen besser beteiligt werden

Senatsbeauftragte fordert Experten-Teams in allen Bundesländern, um Mitsprache zu stärken

Anja Sokolow, dpa

Wer die Interessen von Patienten vertreten will, hat heute viele Möglichkeiten. Doch oft fehlt es am Spezialwissen. Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner hat deshalb gefordert, Patientenvertretern in Gremien des Gesundheitswesens bundesweit Experten an die Seite zu stellen. Ein Team aus Juristen und anderen Fachleuten pro Bundesland könne helfen, dass Patienten ihre Mitspracherechte besser nutzen könnten. »Eine solche Stelle könnte die Idee der Patientenbeteiligung erheblich stärken«, sagte Stötzner der Nachrichtenagentur dpa. Aus ihrer Sicht fehlt es vielen Patientenvertretern oft an Spezialwissen.

Wenn Krankenkassen mit Ärzten oder Krankenhäusern über Themen wie Bedarfsplanung oder Qualitätssicherung diskutieren, können oft auch Patientenvertreter mit am Tisch sitzen. Doch diese Diskussionen seien oft sehr eingefahren und stark von den Interessen der beiden Hauptparteien geleitet, sagte Stötzner. »Wenn man dort mit einer dritten Stimme dazwischen will und einen Antrag stellt, muss dieser Antrag fundiert sein und in das System passen.« Dafür sei Hilfe von Experten nötig. Auf Bundesebene gebe es bereits eine Stabsstelle mit einem Expertenteam. »Im neuen Jahr kommen zum Beispiel in der Bedarfsplanung in den Ländern neue Gremien hinzu. Im Grunde bräuchte man in jedem Bundesland eine solche Stabsstelle.«

Ihr Büro könne diese Arbeit nicht leisten, sagte Stötzner, die 2004 bundesweit als erste das Amt einer Patientenbeauftragten eines Landes übernahm. Sie kümmere sich monatlich um etwa 100 Anliegen von Patienten. Die Zahl sei im Lauf der Jahre konstant geblieben. Seit 2011 ist Stötzner auch für die Fragen der Pflegebedürftigen zuständig.

Die Probleme reichten vom Verdacht auf Behandlungsfehler, langen Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt, nicht bewilligten Hilfsmitteln bis hin zu Beschwerden über die Krankenhausversorgung. Andere Patienten fühlen sich bei der Entlassung aus dem Krankenhausaufenthalt schlecht versorgt. Pflegebedürftige in Heimen meldeten sich bei ihr, wenn es Streit über die Zahlung von Transporten zu Fachärzten gebe. Fachärzte ins Heim zu bekommen, sei oft nicht immer möglich.

Helfen könne sie nicht immer persönlich: »Ich klemme mich dann hinter einen Einzelfall, wenn er typisch für die anderen Probleme ist.« Im Laufe der Jahre habe sie ein großes Netzwerk von Ansprechpartnern bei den Kassen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen aufgebaut.

Im kommenden Jahr will die 61-Jährige ihr Netzwerk auch im Bereich der Pflege ausbauen. Mit der Veranstaltungsreihe »PatientenForum« und Bürger-Dialogen wolle sie zudem weiter Wissen vermitteln, das Patienten die Orientierung im Gesundheitswesen erleichtert.