nd-aktuell.de / 16.01.2013 / Brandenburg / Seite 4

Besserwessi

Rainer Bretschneider soll die Taskforce Hauptstadtflughafen leiten

Andreas Fritsche

Rainer Bretschneider, bislang Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär, soll eine eilig zusammengerufene Taskforce, eine schnelle Eingreiftruppe leiten, damit es mit der immer wieder verschobenen Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld doch noch klappt. Formal gehört er zur Gattung »Besserwessi«, die sie im Osten hassen. Gemeint sind die Aufbauhelfer, die um die Zeit der deutschen Wiedervereinigung aus dem Partnerland Nordrhein-Westfalen nach Brandenburg kamen. Sie kassierten eine sogenannte Buschzulage, wussten alles besser und hielten sich für etwas Besseres, machten aber oft vieles schlimmer. Wegen des überheblichen Auftretens der Rheinländer und Westfalen übersetzten sich die Brandenburger die Abkürzung NRW mit: »Nun regieren wir«. Bretschneider erwies sich jedoch als ein anderer Typ »Besserwessi«, als wirklich besserer Wessi!

Der Mann, der in der Landesregierung als Abteilungsleiter anfing, fand ostdeutsche Freunde und verliebte sich in seine neue Heimat. Noch zwei Jahrzehnte später erinnert er sich begeistert an eine für ihn bis dahin unvorstellbare Solidarität unter Kollegen. Ein Kollege hat ihn damals mit dem Hinweis »Privat geht vor Katastrophe« selbstlos in der Dienstzeit durch die Stadt gefahren, um noch schnell das Notwendige für die erste Wohnung in Potsdam-Babelsberg zu besorgen. Gefreut hat sich Bretschneider auch, dass er und seine Frau wegen der hervorragenden Kinderbetreuung in Ostdeutschland beide berufstätig sein konnten, was so in NRW nicht möglich gewesen wäre. Inzwischen sind die zwei Kinder des Staatssekretärs erwachsen.

Der untersetzte 64-Jährige ist ein Fachmann, der sich schon lange mit dem Flughafen herumschlägt. Er gehe gern dorthin, wo es schwierig sei, und raufe sich auch, solange es sachlich bleibe, sagt er. Die Bürger hätten schließlich einen Anspruch darauf, die Wahrheit gesagt zu bekommen. Darum kommt Bretschneider trotz seiner knuffigen Art bei den Flughafenanwohnern gar nicht so gut an. Einer, der endlich die Wahrheit sagt, der wird allerdings am Flughafen dringend benötigt.