nd-aktuell.de / 17.01.2013 / Politik / Seite 5

Paris startet Bodenoffensive

Heftige Kämpfe und tote Zivilisten in Mali

Martin Ling
Der Präsident von Côte d'Ivoire, Alassane Ouattara, warb gestern in Berlin um eine breite europäische Unterstützung für die Militärintervention in Mali durch die westafrikanische ECOWAS. Frankreich hat derweil seine Bodenoffensive gestartet.

Alassane Ouattara ging nicht mit leeren Händen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem Präsidenten von Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) bei seiner Stippvisite in Berlin gestern Unterstützung zugesagt, die Ouattara in seiner Eigenschaft als derzeitiger Vorsitzender der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zupass kommt: Deutschland wird nach den Worten Merkels »sehr kurzfristig« zwei Bundeswehr-Transportflugzeuge für den internationalen Militäreinsatz in Mali zur Verfügung stellen.

Ouattara ist damit seinem in Berlin verkündeten Ziel einen Schritt näher gekommen: »Wir hoffen, dass diese Operation von allen Europäern mitgetragen wird.« Ob und vor allem wie von allen, ist zwar noch nicht ausgemacht, an Deutschlands Unterstützung besteht derweil kein Zweifel: Anfang nächster Woche will die Bundesregierung über mögliche weitere Hilfe sprechen. Frankreich habe um breit gefächerte Unterstützung gebeten, darunter den Transport von ECOWAS-Truppen nach Mali, stellte Kanzlerin Angela Merkel klar.

Ouattara hofft, dass es im Juni oder Juli Wahlen in dem westafrikanischen Land geben wird, damit eine demokratisch legitimierte Regierung für Ordnung sorgen könne.

Die militärischen Vorbereitungen der ECOWAS laufen derweil weiter. »Wir sind hier, um unsere Unterstützung der Streitkräfte Malis bei der Befreiung des Nordens zu erneuern«, sagte der Kommandeur der Einsatztruppen der ECOWAS, General Soumaila Bakayoko, der wie Ouattara aus Côte d'Ivoire stammt, am Dienstag in Bamako nach einem Treffen der Militärs. Neue Truppenverbände werden nach seinen Worten in Kürze in Mali eintreffen. Unterdessen hat Frankreich seine Bodenoffensive gegen die Islamisten im Norden Malis gestartet und stellt sich auf einen langen Kampf ein. In der von Islamisten kontrollierten Stadt Diabali lieferten sich französische Spezialtruppen am Mittwoch schwere Gefechte mit den Aufständischen, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Frankreichs Alliierter, die malische Armee, steht im Verdacht schwerer Menschenrechtsverletzungen. Malische Soldaten hätten in Mopti mehrere mutmaßliche Islamisten festgenommen und erschossen, berichtete die französische Zeitung »Le Monde« (Online-Ausgabe) unter Berufung auf Augenzeugen am Mittwoch. »Sie machen regelrecht Jagd«, sagte ein namentlich nicht genannter Bewohner von Mopti, das nahe der Demarkationslinie zwischen Süd und Nord liegt.

Bei den Angriffen sollen, so berichten mehrere Hilfsorganisationen übereinstimmend, jetzt auch die ersten Zivilisten ums Leben gekommen sein. Bisher geht man von mindestens elf Toten aus.