nd-aktuell.de / 29.01.2013 / Politik / Seite 20

Ein Land in Trauer

233 junge Menschen sterben beim Brand einer Diskothek im brasilianischen Santa Maria

Die Brandkatastrophe von Santa Maria schockt ganz Brasilien. Über 230 Menschen starben in der Diskothek. Es gab erste Festnahmen. Präsidentin Rousseff ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Die Polizei hat nach der Brandkatastrophe in einer Diskothek mehrere Menschen vorläufig festgenommen. Es handelt es u. a. um einen der Besitzer der Diskothek Kiss sowie ein Mitglied der Band Gurizada Fandangueira. Die Musikgruppe hatte während ihres Auftritts in der Nacht zum Sonntag eine pyrotechnische Showeinlage präsentiert, wodurch das Feuer in dem Nachtklub in Santa Maria (Bundesstaat Rio Grande do Sul) vermutlich ausgelöst wurde. Die Funken setzen vermutlich das Dämmmaterial aus Isolierschaum an der Decke in Brand. Es verbreitete sich ein hochgiftiger Rauch, dem sofort viele Besucher zum Opfer fielen. Ein Mitglied der Band kam ebenfalls ums Leben.

Die Tragödie ist die zweitgrößte Brandkatastrophe in der Geschichte Brasiliens. 1961 kamen in Niteroi bei einem Feuer in einem Zirkus über 500 Menschen um.

Nach jüngsten Angaben starben 233 junge Menschen bei dem verheerenden Brand. Bei den Opfern handelt es sich laut Zivilschutz um 120 junge Männer und 113 Frauen. Über 100 Menschen sind noch in Krankenhäusern. Die Mehrheit leide an Rauchvergiftung. Etwa ein Fünftel der Verletzten habe bei dem Unglück Brandwunden erlitten, sagte Gesundheitsminister Alexandre Padilha.

Die Feuerwehr erklärte, dass zum Zeitpunkt der Katastrophe eine wichtige Tür abgeschlossen war. Es kam zu einer Massenpanik. Zeugen berichteten, dass die Sicherheitsleute am Anfang nur Besucher hätten herauslassen wollen, die auch ihre Rechnung bezahlt hätten. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Feuerwehrleute und Besucher verzweifelt Körper aus dem völlig verqualmten Eingang ziehen. Die Bilder zeigten auch viele auf dem Boden liegende Leichen. Sie wiesen aber keine Brandverletzungen auf.

Präsidentin Dilma Rousseff brach eine Auslandsreise ab und ordnete drei Tage Staatstrauer an. Sie war nach der Nachricht über die Tragödie von Chile nach Santa Maria geflogen. Rousseff wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Marco Maia, begleitet. »Das ist die Art von Tragödie, die man sich nicht vorstellen kann«, sagte er. Eine für am Montag in Brasília geplant Feier anlässlich des Countdowns für die verbleibenden 500 Tage zum Anpfiff der Fußball-WM wurde abgesagt.

Die 270 000-Einwohner-Stadt Santa Maria ist etwa 300 Kilometer von Porto Alegre entfernt und Standort einer der größten öffentlichen Universitäten des Landes. Der Süden Brasiliens beheimatet auch die größte Gemeinde deutscher Auswanderer. Viele von ihnen kamen vor Generationen hierher. Auf der Liste der Opfer finden sich auch deutschsprachige Nachnamen. Allerdings wurde nichts über mögliche Ausländer unter den Opfern bekannt. dpa