nd-aktuell.de / 02.02.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 4

Sanierer

Karl-Thomas Neumann wird neuer Chef der Adam Opel AG

Grit Gernhardt

Der Autobauer Opel steckt weiter tief in der Krise - ein neuer Mann soll es nun richten: Ab dem 1. März wird der Elektroingenieur und leidenschaftliche Marathonläufer Karl-Thomas Neumann die Adam Opel AG leiten. Gleichzeitig übernimmt er die Führung von General Motors Europa und wird damit Vizechef des US-Mutterkonzerns. Mit dem siebten Chef seit der Jahrtausendwende soll sich für Opel endlich die Lage zum Besseren wenden. Seit Jahren kämpft man mit sinkenden Absatzzahlen in Europa, die derzeitige Krise hat die Produktionsüberkapazitäten noch verschärft. Von Absatzmärkten außerhalb Europas schottet GM die Tochter Opel weiter ab.

Bis spätestens 2016 aber soll Opel wieder in die Gewinnzone einfahren, GM-Chef Dan Akerson hält sogar 2015 für realistisch. Dafür macht er Druck auf die Belegschaft, durch weiteren Lohnverzicht bei der Konzernsanierung zu helfen. Auch Aufsichtsratschef Stephen Girsky setzt auf harte Sparmaßnahmen: Das bereits besiegelte Ende für das Werk in Bochum soll demnach von 2016 auf Ende 2014 vorgezogen werden, wenn nicht bis Ende Februar 2013 ein Sparplan vorliegt. Zudem fordert Girsky den Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag - die Gewerkschaften laufen dagegen Sturm.

Das Klima, in dem Neumann seine neue Aufgabe verrichten soll, ist also denkbar ungünstig. Doch der 51-jährige Niedersachse gilt als besonnener Teamplayer mit Führungsqualitäten. Das bewies er bereits in seinen Jahren beim Konkurrenten VW, für den er von 1999 bis 2004 und wieder ab 2009 arbeitete. Zwischenzeitlich hatte er die Saniererrolle bei Continental inne und baute in dieser Funktion dort tausende Jobs ab.

Das wird wohl auch bei Opel seine Aufgabe, denn die fast 40 000 Mitarbeiter in ganz Europa sind ein enormer Kostenfaktor für den Konzern. Die Belegschaften wollen sich damit aber nicht so einfach abfinden. Erst am Freitag bekräftigte der Betriebsratschef von Opel Bochum, Rainer Einenkel, man werde weiter gegen die geplante Schließung des Werkes kämpfen und sich nicht für die anderen Standorte opfern lassen. Neumann stehen turbulente Zeiten bevor.