Heiße Luft und fette Beute

Silvia Ottow über angeblich überflüssige Krankenhäuser

  • Lesedauer: 2 Min.

Wie viele Krankenhäuser tatsächlich nötig sind, um kranke Menschen angemessen zu versorgen, ist eine schwierige Frage. Einer hat sich gestern disqualifiziert, darüber mitzubefinden: Lothar Riebsamen von der CDU-Bundestagsfraktion, der fast ein Viertel aller Kliniken für überflüssig hält. Menschen in kleineren Orten oder auf dem Land, deren Krankenhäuser in der letzten Zeit geschlossen worden sind, werden Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Welche Klinik, lieber Gesundheitsexperte Riebsamen, in Ihrer Heimat um Pfullendorf, Sigmaringen und Bad Saulgau soll verschwinden? Wie erklären Sie das den Leuten, die Sie wieder nach Berlin in den Bundestag wählen sollen? Hatten Politiker wie Sie nicht Jahrzehnte Zeit, die Krankenhauslandschaft effektiv zu strukturieren? Stattdessen schauten Sie zu, wie Konzerne aus der Behandlung kranker Menschen ein Geschäft machten und daraus fette Beute erzielen, und wie sich einige Bundesländer der finanziellen und organisatorischen Verantwortung für Kliniken entledigten.

Überflüssige Operationen und die Auslagerung all dessen, was nicht unmittelbar an den OP-Tisch gehört, haben einige Häuser bereits in seelenlose Behandlungskraken verwandelt, in denen Pflegekräfte miserabel bezahlt werden und Hygieneskandale die Runde machen. Doch die werden vermutlich die letzten sein, die geschlossen werden. Jedenfalls darf man gespannt sein, wie der Riebsamen-Plan in die Tat umgesetzt wird. Wenn es überhaupt einer war und nicht nur heiße Luft.

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