Jakobiner ohne Volk?

Anlässlich einer gründlich verstörenden Wiederentdeckung: Angelica Balabanoffs Lenin-Buch

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Die Metapher schlägt den höchst möglichen Ton an. »Als Lenin ging, war es/ Als ob der Baum zu den Blättern sagte:/ Ich gehe.« Bertolt Brecht. Mehr Ergriffenheit geht nicht. Wenn Natur das Göttliche selbst ist, dann erhob Brecht Lenin zum Gott. Darin war er der Einzige nicht. So wuchs ein schmerztablettöser Glaube, der vor allem eines durch die Zeiten zu retten versuchte - das Bild vom guten Lenin, gemalt gegen Zugriffe einer Schuldzuweisung, die doch vorwiegend an Stalin zu richten sei. Als wäre Stalinismus die Abart, nicht aber Kern und Konsequenz - eines leninisierten Marxismus. Der durch allseitige Enttäuschung die große Idee der Aufklärung in die Selbstdementierung trieb.

Wider solche Gläubigkeit ist die Lektüre dieses Buches zu empfehlen. Jörn Schütrumpf hat den Text wiederentdeckt, neu herausgegeben: »Lenin oder: Der Zweck heiligt die Mittel« von Angelica Balabanoff. Die polyglotte ukrainisch-jüdische Großbürgertochter w...


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