Bronzene Schmerztablette

Tschechien feiert Medaille zum Auftakt der Biathlon-WM, den die Deutschen tränenreich verpatzen

  • Oliver Händler, Nove Mesto
  • Lesedauer: 2 Min.
Während die Gastgeber über einen Traumstart in die Biathlon-WM jubeln, lecken die deutschen Athleten nach Platz 13 im Mixed ihre Wunden. In Sprints und Verfolgungen wollen Miriam Gössner und Co. am Wochenende wieder angreifen.

Die einen jubelten über eine sensationelle Bronzemedaille, die anderen weinten über das Ausbleiben derselben. »Traumstart!« (»Blesk«), feierte der tschechische Boulevard den dritten Platz der Heimstaffel im Mixed zum Auftakt der Biathlon-Weltmeisterschaften von Nove Mesto. Veronika Vitkova, Gabriela Soukalova, Jaroslav Soukup und Ondrej Moravec hatten sich zuvor von 27 000 Fans in der ausverkauften Arena auf dem Siegerpodest hinter Weltmeister Norwegen und Frankreich feiern lassen. Da waren die Tränen von Miriam Gössner über Platz 13 noch immer nicht getrocknet.

Dabei war Soukalova in der Vorsaison wegen der Erkrankung am Epstein-Barr-Virus mehr als drei Monate ausgefallen und Soukup im Sommertrainingslager in einen schweren Radunfall verwickelt. Eine offene Armfraktur, ein Bruch der Schulter und Verstauchungen der Lendenwirbelsäule konnten ihn trotzdem nicht stoppen auf dem Weg zum zweiten WM-Bronze nach dem im Einzel von Ruhpolding vor einem Jahr.

»Eigentlich kann ich immer noch nicht schmerzfrei laufen«, sagte Soukup, »aber jetzt spüre ich nichts mehr. Ich fasse es immer noch nicht, dass wir eine Medaille gewonnen haben. Das ist einfach nur super«, jubelte Soukup.

Ganz anders fühlte sich Miriam Gössner, die nach ihrer Strafrunde und einer viel schwächeren Laufleistung als von ihr gewohnt die deutsche Staffel endgültig ins Hintertreffen gebracht hatte. Auch Simon Schempp und Andreas Birnbacher konnten letztlich nicht weiter nach vorn als Platz 13 laufen. »Ich kann mir nicht erklären, was los war. Es tut mir total leid für die ganze Mannschaft«, sagte Gössner. »Ich habe mich eigentlich total gut gefühlt.«

Birnbacher wollte seine Kollegin am Tag danach trösten und wieder auf andere Gedanken bringen. »Es haben schon viele eine Klatsche gekriegt. Die Fußball-Nationalmannschaft hat gegen Schweden auch 4:0 geführt und nur 4:4 gespielt. Das ist wahrscheinlich genauso hart«, so Birnbacher.

Nun wollen die Deutschen in den heutigen Sprintrennen wieder zurückschlagen. »Man darf die Stimmung jetzt nicht kippen lassen. Es ist ja nicht so, dass wir nichts drauf hätten«, versicherte Birnbacher. »Ich habe das Rennen schon abgehakt. Einen Tag läuft nichts, und zwei Tage später klappt alles«, hoffte er, zumal gute Platzierungen auch für die Verfolgungswettkämpfe am Sonntag wichtig wären. Gössner machte sich um ihre Form jedenfalls noch keine Sorgen, so die 22-Jährige trotzig. »Ich greife wieder an.«

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