nd-aktuell.de / 11.02.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Grüner Dauerpatient

Waldzustandsbericht 2012: Eichen geht’s nach wie vor sehr schlecht

Wolfgang Ewert
»Gar lustig hat’s die Forstpartie, es wächst der Wald auch ohne sie«, heißt es im Volksmund. Die Fröhlichkeit verfliegt schnell, greift man zur Lektüre des vergangene Woche von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vorgestellten Waldzustandsberichtes 2012.

Der Zustand des Waldes beschäftigt die Gesellschaft viele Jahrzehnte. Seit 1984 zeichnen die jährlichen Waldzustandsberichte ein unerfreuliches Bild von der Gesundheit deutscher Wälder. Die Erhebung für 2012 macht da keine Ausnahme. Beurteilt wurde der Kronenzustand von rund 10 000 Probebäumen an bundesweit über 400 Kontrollpunkten. Zwar ist von einer geringfügigen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr zu lesen, doch schaut man genauer hin, so gilt das vor allem für den Durchschnitt. Danach sind 39 Prozent der Bäume ohne Schädigungen, zwei Prozent mehr als 2011. Im Detail zeigen sich lediglich bei Kiefern (die Hälfte ohne Schäden) und bei Buchen (22 Prozent schadfrei) deutliche Verbesserungen. Der Zustand der Fichten ist unverändert. Besorgnis erregend ist dagegen der Zustand der Eichen in unseren Wäldern. Lediglich 17 Prozent gelten aktuell als ungeschädigt, die Hälfte ist erheblich geschädigt. Als Ursache nennt der Bericht neben Fraßschäden von Schmetterlingsraupen Mehltaubefall an den neuen Austrieben.

Harsche Kritik kommt von den Umweltverbänden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bezeichnet den aktuellen Waldzustandsbericht als ein Armutszeugnis für die deutsche Waldpolitik, vor allem auch im Hinblick auf die Tatsache, dass sich der Zustand der Eichen nicht verbessert hat. »Von wirklicher Nachhaltigkeit ist die deutsche Waldpolitik auch 300 Jahre, nachdem dieser Begriff durch die Forstwirtschaft geprägt wurde, weit entfernt. Gesunde Mischwälder, alte Eichen und Buchen, die Wälder gefeit vor den Risiken des Klimawandels - überall Fehlanzeige«, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Der Diplom-Forstwirt kritisiert auch die Einordnung der Eichenschäden als natürlich. Damit werde das eigentliche Problem verschleiert. Der schlechte Bodenzustand aufgrund von Schadstoffeinträgen aus Landwirtschaft und Verkehr sei nach wie vor die Hauptursache für die Erkrankungen der Bäume. Eine weitere Ursache, so der Verband seien Monokulturen, insbesondere Fichten und Kiefernforste. Ihre Artenarmut mache sie instabil und anfällig für Insektenbefall und Sturmschäden. Nachahmenswerte Beispiele wie den Lübecker Stadtwald, in dem für alle Arten der Nutzung die Natur als Leitbild dient, gebe es auch hierzulande.