nd-aktuell.de / 23.02.2013 / Sport / Seite 12

Die Sehnsucht des Verlierers

Leverkusen will nach dem Aus in der Europa League über Greuther Fürth in die Champions League

Alexander Ludewig
Drei deutsche Klubs scheiterten in der Europa League, nur Stuttgart steht im Achtelfinale. Ausgeschieden ist auch Leverkusen - ein Sieg in Fürth soll die Champions League näher bringen.

Schnell könnte man Stefan Kießling Überheblichkeit unterstellen. »Wenn wir unser Spiel durchziehen, gewinnen wir. Das muss man so klar sagen«, blickte Leverkusens Stürmer auf das Bundesligaspiel am Sonntag bei Greuther Fürth voraus. Da aber der Fall der Leverkusener schon vor dem vermeintlichen Hochmut kam, ist beim 29-Jährigen keine plötzliche Wesensänderung festzustellen.

Kießling, ein zurückhaltender und recht reflektierter Fußballprofi, konnte am späten Donnerstagabend im Estadio da Luz allein seine Enttäuschung nicht unterdrücken. Leverkusen war gerade gegen Benfica Lissabon in der Europa League ausgeschieden. Beim 1:2 traf Kießling selbst nur den Pfosten, das einzige Bayer-Tor von André Schürrle reichte nicht, um nach dem 0:1 im Hinspiel noch das Achtelfinale zu erreichen.

Und auch Sehnsucht schwang in Kießlings Worten mit. Das für Sportler typische Verlangen, einen Misserfolg schnellstmöglich korrigieren zu wollen. Die Möglichkeit bietet sich Leverkusen nun schon am Sonntag gegen Greuther Fürth, das Team flog gestern von Lissabon zur direkten Vorbereitung auf die Partie gleich nach Nürnberg.

Um letzte Zweifel an Kießlings Lauterkeit zu beseitigen, hilft ein Blick auf den Gegner. Es ist keineswegs vermessen, als Tabellendritter von einem Sieg gegen das Schlusslicht zu sprechen. Zumal Greuther Fürth seit Saisonbeginn noch immer von einem Heimsieg träumt. Und: Seit Mittwoch ist die Spielvereinigung nicht mehr als ein ganz gewöhnlicher Aufsteiger.

Mit der Entlassung von Trainer Mike Büskens ist auch Greuther Fürth den üblichen Mechanismen der Branche verfallen. Sicher, nur zwei Siege in 22 Spielen zeugen von fehlender Erstligareife. Die Kraft, der von Präsident Helmut Hack so oft besungenen »Familie«, war für ein derartiges Zeugnis offensichtlich nicht groß genug. Fragwürdig ist somit nicht nur Hacks herbstliches Bekenntnis, mit Büskens auch wieder in die zweite Liga zu gehen, sondern auch dessen Erwartungen in Liga eins.

Bis ein neuer Trainer gefunden ist, soll Ludwig Preis, Coach der zweiten Mannschaft, Positives bewirken. Gegen Leverkusen wird es schwer, nach dem Aus in der Europa League steht auch Bayer unter Druck. »Jetzt bleibt uns nur die Qualifikation für die Champions League übrig«, forderte dafür neben Kießling auch Mitspieler Gonzalo Castro einen Sieg am Sonntag.