nd-aktuell.de / 25.02.2013 / Kommentare / Seite 10

Abgekühltes Klima

Steffen Schmidt Kühlmittel in Autoklimaanlagen

Steffen Schmidt

Bei umweltpolitischen Fragen findet man Deutschlands größten Verein, den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC), meist in trauter Eintracht mit der Autoindustrie. Doch die Spaltung der Industrie in der Frage des Kühlmittels für Autoklimaanlagen brachte den ADAC ausnahmsweise auf die Seite der Umweltverbände. Die kritisieren schon seit Jahren, dass das von den US-Konzernen Honeywell und DuPont entwickelte 2,3,3,3-Tetrafluorpropen (Handelsname: R-1234yf) zu gefährlich sei, weil es bei Unfällen mit Brandfolge giftigen Fluorwasserstoff freisetze. Ein Argument, dass insbesondere die großen deutschen Hersteller nach eigenen Tests überzeugte. Allerdings reichte die neue Einsicht nicht weit genug, um eine umweltfreundliche Alternative einzusetzen. Stattdessen wollten Daimler & Co das alte R134a weiterverwenden, das ein höchst potentes Treibhausgas ist.

Das brachte die Europäische Kommission auf den Plan. Die lehnt eine Verlängerung der Übergangsfrist für R134a ab und verlangt vom Kraftfahrt-Bundesamt eine Antwort, »was die Behörde zu tun gedenke, um die Konformität mit dem Gesetz (dem R134a-Verbot - d. Red.) wiederherzustellen«. Außerdem solle das KBA weitere Belege vorlegen, welche die Sicherheitsbedenken gegen R1234yf fundiert begründen.

Eigentlich, und daran erinnert jetzt der ADAC in einer Pressemitteilung, war auch der Verband der Automobilindustrie schon mal weiter: 2007 kündigte der an, man werde Klimaanlagen mit dem natürlichen Kältemittel CO2 auf den Markt bringen. Das ist absolut ungiftig und - wenn das Gas aus der Atmosphäre entnommen wurde - auch klimaneutral. Deshalb waren auch das Umweltbundesamt und nun eben auch der ADAC für die CO2-Alternative.

Und was brachte die Autoindustrie vom rechten Weg ab? Wie so oft, schlichte Profitgier. R1234yf kann man in die bisherigen Klimaanlagen einfüllen, während der Druck in CO2-Klimanlagen fünfmal so hoch ist, man also die Systeme neu entwickeln muss. Immerhin: Bei Stadtbussen setzt sich CO2 gerade durch.