Alte Meister: Zwietracht oder Einklang?

Kunstexperten diskutierten über Gemäldegalerie

  • Lesedauer: 3 Min.

(dpa). Nach dem Streit um die Berliner Gemäldegalerie wartet die Kunstwelt auf das Gutachten, das über die Zukunft der wertvollen Sammlung der Alten Meister befinden soll. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die die Staatlichen Museen zu Berlin verwaltet, nutzt die Zwischenzeit, um ihren Standpunkt zu der von ihr geplanten Museumsrochade zu verdeutlichen. Mit Beistand von Kunstexperten aus London, Madrid und New York diskutierten die Verantwortlichen am Mittwoch über das Thema: »Malerei und Skulptur - Geschwisterkünste in Zwietracht und Einklang«.

Hintergrund: Stiftungspräsident Hermann Parzinger und seine Mitstreiter wollen die Alten Meister von der Gemäldegalerie am Potsdamer Platz auf die Museumsinsel verlagern, um sie dort gemeinsam mit den Skulpturen im Bode-Museum zu zeigen. In der Gemäldegalerie soll stattdessen ein Museum der Moderne entstehen, das die Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Neuen Nationalgalerie mit der als Geschenk angebotenen Sammlung Pietzsch vereint.

Die Umzugslösung sei die einmalige Chance, den »historischen Sündenfall« der Trennung von Malerei und Skulptur zu revidieren, warb Museen-Generaldirektor Michael Eissenhauer bei der Tagung. Julien Chapuis, Chef der Skulpturensammlung, verwies darauf, dass das Konzept der gemeinsamen Präsentation beider Gattungen des Museumsgründers Wilhelm von Bode weltweit Schule gemacht habe.

»Das Museum wird wieder zum Spiegel, in dem wir erkennen, wer wir sind und woher wir kommen«, so Chapuis. Und der frühere Chef der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, sah ein Nord-Süd-Gefälle. »Die Besonderheit von Berlin ist eben das Zusammenbringen, die Nachbarschaft«, sagte er, während in München mit der Glyptothek und der Pinakothek das »bayerische Reinheitsgebot« herrsche.

Die internationalen Gäste mochten sich zumindest bei der Podiumsdiskussion nicht allzu tief in die deutsche Debatte einmischen. Sowohl Neil MacGregor vom British Museum in London wie auch der langjährige frühere Chef des renommierten Metropolitan Museum of Art in New York, Philippe de Montebello, stellten vor allem ihre eigenen Konzepte vor.

Dafür brachte das Publikum den Streit vom vergangenen Jahr wieder aufs Tapet. Woher denn die Stiftung angesichts der Erfahrungen mit Berliner Bauprojekten die Sicherheit nehme, dass der dann notwendige Erweiterungsbau für das Bode-Museum in absehbarer Zeit fertig werde, wollte ein Teilnehmer wissen. Und ein anderer verwies darauf, dass die Sammlungen damit ja doch wieder auf zwei Häuser verteilt würden. »Das heißt, die Zusammenführung ist auch eine Trennung.«

Stiftungspräsident Parzinger konnte aber zumindest die Kritiker beruhigen, die während der Planungs- und Bauzeit ein Verschwinden der Alten Meister im Depot befürchteten. »Was die Zwischenlagerung angeht, die ist vom Tisch«, versicherte er.

Ansonsten aber müssen alle Beteiligten zunächst die sogenannte Variantenprüfung abwarten. Sie soll klären, ob der Erweiterungsbau am Bode-Museum Sinn macht, oder ob ein Neubau für das Museum der Moderne vernünftiger wäre. Die Ergebnisse werden bis zum Sommer erwartet.

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