nd-aktuell.de / 02.03.2013 / Kultur / Seite 20

Eier

Bernd Zeller

Das Vertrauen in Eier hat erheblichen Schaden genommen, seit bekannt wurde, dass nicht einmal auf Bio-Eier noch Verlass ist. Genau genommen kann man sich zwar voll auf Bio-Eier verlassen, aber nicht auf die Information, ob man es mit solchen zu tun hat. Einige der als Bio-Ware deklarierten Eier haben dieses Siegel erschlichen.

Die Schuld liegt bei den Hühnern. Unter ihnen gibt es einige schwarze Schafe, die sich kaum draußen aufhalten und höchstens gerade kurz vor der Eiablage mal den Boden betreten. Ihnen müsste klar sein, dass sie es, falls sie ihr Ei ausbrüten würden, keinesfalls mit einem Bio-Küken zu tun hätten.

Doch auch die anderen Hühner tragen eine Mitverantwortung. Sie kümmern sich zu wenig um ihre Mithühner und schauen weg. Viele wollen nichts davon gewusst haben, doch es ist kaum glaubhaft, dass ihnen nicht aufgefallen sein soll, wenn die in der Huhngemeinschaft gelegten Eier zu Bio hochgestuft wurden. Möglicherweise, weil der Gewinn durch teurere Eier die Gruppen ruhiggestellt hat.

Offensichtlich gibt es auch unter Hühnern ein ökologisch-grünes Milieu, in dem man ganz gut verdient und ansonsten eine Rhetorik von Umweltbetroffenheit pflegt. Die Hennen unterhalten sich darüber, wie öko ihre Eier wieder sind und wie man sie noch mehr bio gestalten kann, außerdem lästern sie über den Hahn ab, der den Mist, auf dem er kräht, nicht ordnungsgemäß trennt, sie entwerfen Konzepte, um die Massen in den Hühnerbatterien zu erreichen und ihnen ein höheres Umweltbewusstsein zu vermitteln, doch zugleich belasten sie mit ihrem Lebensstil das Ökosystem.

Es wäre daher für den Verbraucherschutz von Vorteil, das Biosiegel zu erweitern und die Intention eine größere Rolle spielen zu lasen. Hühner, die sich neben ihrer Legetätigkeit ökologisch engagieren, etwa beim Thema Wiederverwendbarkeit der Schalen oder Pferdelosigkeit, können beanspruchen, dass ihre Produkte als Bioeier bezeichnet werden. Umweltminister Altmaier plant bereits eine Eierwende. Auf jedes Frühstücksei wird eine Abgabe erhoben, die zum Ausbrüten von Hühnereiern mit Sonnenwärme verwendet wird. Vielleicht muss man sie auch pro Haushalt entrichten.

Text und Vignette: Bernd Zeller