nd-aktuell.de / 04.03.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 2

Bewaffneter Schutz für Nashörner

In Südafrika versuchen Ranger, der organisierten Wilderei Herr zu werden

Dagmar Wittek, Johannesburg
Bei der Artenschutzkonferenz geht es auch um Nashörner. Ihr Bestand ist nämlich ernsthaft bedroht. Südafrika macht inzwischen Jagd auf Wilddiebe.

Militäreinheiten, Hubschrauber und Hunderte Ranger sind im Einsatz. Sie machen in Südafrika Jagd auf Wilddiebe, die in wenigen Jahren den Bestand der vom Aussterben bedrohten Nashörner drastisch reduziert haben. Im vergangenen Jahr wurden über 700 Tiere abgeschlachtet. Der Grund: Nashorn-Produkte - vermeintliche Krebs- und Potenzmittel - bringen in Asien viel Geld ein. Zwar ist der Verkauf seit 1975 verboten. Bei der Artenschutzkonferenz 2013 in Bangkok könnte der Handel jedoch legalisiert werden, wenn eine Zweidrittelmehrheit dafür stimmt.

»Das wäre völliger Wahnsinn«, meint die südafrikanische Tierschützerin Marianne du Plessis, denn »das südliche Afrika steckt in einer Nashorn-Krise.« Trotz aller Bemühungen von Regierung und Tierschützern hat sich nach Angaben der Naturschutzbehörde die Wilderei in den letzten Jahren verzehnfacht. Die Wilddiebe wittern das große Geld. Ein komplettes abgesägtes Horn bringt in Asien rund eine Million Dollar ein. Der Großteil der Ware wird nach Vietnam und China geschmuggelt.

Zwar hat es in jüngster Zeit einige Festnahmen gegeben, doch das blutige Geschäft läuft weiter. Organisiert wird es von bestens ausgerüsteten Syndikaten. »Zum Teil fliegen sie mit Hubschraubern ein, setzen die Jäger ab, die schneiden das Horn raus und fliehen zu Fuß durch das weitläufige Parkgelände«, erklärt Hendrik Ncheche, Leiter der »Anti-Rhino-Poaching«-Einheit des kleinen Wildparks Pilanesberg etwa drei Stunden nordwestlich von Johannesburg. »Da stecken Tierärzte, Wildfarmer und Mitarbeiter der Parks unter einer Decke«, berichtet er und schultert sein Gewehr. Um dem organisierten Verbrechen beizukommen, werden bewaffnete Ranger-Einheiten in Nationalparks ausgeschickt. Das kleine Team um Ncheche patrouilliert Tag und Nacht in Pilanesberg. »Einen Wilderer haben wir erschossen und mehrfach Gruppen von Wilderern aus dem Park gescheucht.«

Unterdessen verstärken im Krüger-Nationalpark Soldaten die Arbeit der Ranger. Mehrere Dutzend Wilderer wurden von ihnen erschossen. Die Luxus-Lodge Singita hat sich eine etwas andere Sondereinheit zugelegt: eine Hundestaffel. Die Regierung unterstützt die harsche Vorgehensweise. Polizei, Ranger und Militär arbeiten eng zusammen. »Wegen der schockierenden Zahlen abgeschlachteter Nashörner betrachten alle Wilderei als sehr ernst zu nehmendes Vergehen«, versichert Wanda Mkutshulwa von der Nationalparkbehörde Sanparks.

»Alles ein Tropfen auf den heißen Stein«, schimpft Ed Hern, auf dessen kleiner Wildfarm in der Nähe von Johannesburg bereits zwei Nashörner erlegt wurden. Er hat damit begonnen, die Hörner seiner Nashörner zu vergiften. Für alle 19 000 Tiere in Südafrika ist das aber wohl nicht praktikabel.