nd-aktuell.de / 06.03.2013 / Ratgeber / Seite 25

Kontrolle statt Gottvertrauen spart Geld

Mängel am Bau

Im Durchschnitt 24 200 Euro müssen Bauherren zusätzlich berappen, wenn sie ihren Hausbau nicht von Beginn an vom versierten Sachverständigen betreuen lassen. Auf diese Summe kommt der Verband Privater Bauherren (VPB) nach einer Umfrage unter seinen über 60 Regionalbüros.

Kosten zur Beseitigung von Baumängeln, die durch Lässigkeit und mangelnde Baukontrolle entstanden sind - allein darum geht es. Viele Bauherren verlassen sich beim schlüsselfertigen Bauen allzu sehr auf ihr Glück, beobachten die Experten des VPB. Sie vertrauen auf den Bauleiter, statt sich einen eignen und unabhängigen Sachverständigen zu nehmen. Der Bauleiter aber steht im Dienste des Bauunternehmers - nicht des Bauherrn. Entsprechend gering ist sein Interesse, durch häufige Kontrollen den Bau zu verzögern. Viele kleine Mängel bleiben deshalb beim schlüsselfertigen Bauen unentdeckt und offenbaren sich erst nach Jahren - mitunter erst nach Ende der Gewährleistungsfrist.

An erster Stelle steht das Problem »Abdichtung«

Was sind die gravierendsten Mängel? Wo führen Lässigkeit, Unachtsamkeit und schlechte Bauaufsicht zu Pfusch auf der Baustelle? Bei der aktuellen Umfrage unter den VPB-Sachverständigen rangiert das Problem »Abdichtung« weit vorn. Dipl.-Ing. Carsten Clobes, Leiter des VPB-Regionalbüros Kassel, hat eigentlich auf jeder Baustelle mit dem Problem zu tun. Oft merke er das schon bei der Vertragsprüfung: Der Schlüsselfertiganbieter hat kein Baugrundgutachten vorgesehen. Ohne solch ein Gutachten kenne man aber die Bodenverhältnisse nicht. Die sind entscheidend für die Planung und technische Ausführung des Kellers und wie er gegen Feuchtigkeit, vielleicht sogar drückendes Grundwasser zu schützen ist. Fehlt das Bodengutachten, sollten Bauherren es auf eigene Rechnung machen zu lassen. Es kostet im Schnitt 1000 Euro.

Wie ein Bauwerk, speziell Keller, Flachdach und Balkone, abgedichtet werden muss, definiert die DIN 18195 »Bauwerksabdichtungen«. »Dabei gilt stets der alte Grundsatz: Abdichtung immer auf Rohbauebene. Das heißt, die heute gebräuchliche kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung, kurz KMB, muss direkt aufs Mauerwerk«, erläutert Clobes. Werde er zu spät an eine Baustelle gerufen, finde er oft die Perimeterdämmung auf den Steinen und die Beschichtung außen drauf. Technisch völlig verkehrt, es muss korrigiert werden.

Weitere Probleme: Technisch korrekt wird die Bodenplatte mit einer Schweißbahn abgedeckt. Darauf kommen die Installation und schließlich der schwimmende Estrich. Auf vielen Baustellen liegt die Schweißbahn monatelang offen. So entstehen Risse und Löcher. Die werden aber oft nicht entdeckt, weil niemand mehr zum Schluss die Folie säubert und prüft. Das muss aber gemacht werden!

Die DIN regelt auch, wie bodengleiche Terrassen- oder Balkontüren abgedichtet werden müssen. Wird dieses Detail falsch ausgeführt, die Abdichtung nicht hoch genug gezogen, dann sickert im Winter schnell Tauwasser unter der Tür hindurch in den Wohnbereich. Solche Schäden werden nur bei laufender Baukontrolle rechtzeitig erkannt.

Luftdichtigkeit und Dampfbremsen

Mangelhaft ist an viele Neubauten auch die Luftdichtigkeit. Das zeigt sich spätestens beim Blower-Door-Test mit Thermografie - sofern diese Untersuchung zum Schluss tatsächlich durchgeführt wird. Auch mit Wärmedämmverbundsystemen können längst nicht alle Firmen umgehen, ebenso wenig wie mit Dampfbremsen, wird kritisiert. Sie werden oft falsch eingebaut und mit billigem Klebeband fixiert.

Auch klassische Bauaufgaben wie das Mauern stellen offenbar immer mehr Firmen vor unlösbare Probleme - sie hinterlassen Fugen mit wenig oder ganz ohne Mörtel oder verwenden statt Mörtel Bauschaum. Häufig entdecken Berater Mauern mit zu geringem Überbindemaß. Das bedeutet: Die Steine in den einzelnen Lagen überlappen nicht ausreichend weit. Für solide Statik muss aber ein bestimmtes Überbindemaß eingehalten werden. Die Statik mancher Mauer gefährden auch Installateure, die nach Belieben Mauern schlitzen und Rohre wie Leitungen schon mal mit Bauschaum fixieren.

Solche Baumängel fallen nur auf, wenn die Baustelle regelmäßig kontrolliert wird und der Kontrolleur auch ein Interesse an der Beseitigung der Mängel hat. Ist erst einmal Putz auf den offenen Fugen oder das Erdreich um den Keller beigefüllt, dauert es, bis Mängel offenbar werden. Aber die Mängel sind da - und die Schäden kommen garantiert.

Weitere Infos: www.vpb.de[1]

Links:

  1. http://www.vpb.de