UN-Soldaten am Golan entführt

Syrische Rebellen versprechen Freilassung philippinischer Blauhelme

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Geiselnahme von UN-Blauhelmen durch syrische Rebellen spitzt die Situation im Lande weiter zu. Die Entführer erklären, sie wollten damit syrische Regierungstruppen zum Rückzug vom Golan zwingen. Der Ausgang des Dramas dürfte einiges darüber aussagen, wer in der syrischen Opposition den Ton angibt.

Die von Rebellen in Syrien verschleppten 21 philippinischen Blauhelmsoldaten sollen, wie es gestern am frühen Abend hieß, »bald« freigelassen werden. Die »Märtyrer-von-Jarmuk«-Brigade teilte in der Nacht zum Donnerstag im sozialen Netzwerk Facebook mit: »Sie stehen so lange unter unserem Schutz, bis wir ihren Transport in ein sicheres Gebiet organisieren können.« Das Jarmuk-Tal liegt zwischen Syrien, Jordanien und den von Israel besetzten Golanhöhen. Die Vereinten Nationen, so heißt es in einer Mitteilung, die von dpa zitiert wird, sollten ihrerseits ein »Sicherheitskomitee« bilden, um die UN-Soldaten in Empfang zu nehmen, da das Gebiet im Südwesten der Provinz Daraa derzeit bombardiert werde.

Von früheren Erklärungen zu dem Zwischenfall distanzierte sich die Führung der Brigade. Die Entführer veröffentlichten ein Video, in dem die Geiseln erklären, »Zivilisten« hätten versucht, sie zu schützen, als sie sich in einer Region bewegten, die bombardiert wurde. Sie würden gut versorgt. Diese Aussagen sind allerdings wenig beruhigend und kaum für bare Münze zu nehmen, da sie von Geiseln kommen und gerade die Jarmuk-Miliz, die sich zu der Entführung bekennt, dafür bekannt ist, dass sie Gefangene Regierungssoldaten nicht nur hinrichtet, sondern auch noch zur Abschreckung Videos davon ins Netz stellt.

Ein Sprecher der aus Deserteuren bestehenden Freien Syrischen Armee (FSA) sagte dem Nachrichtenportal »Zaman al-Wasl« laut dpa dennoch, er erwarte, dass die Blauhelme binnen weniger Stunden freigelassen werden. Peinlich war die Entführung vom Mittwoch für die Rebellen auch, weil am selben Tag der Generalstabschef der FSA, Oberst Salim Idriss, die EU-Staaten um die Lieferung moderner Waffen gebeten hatte. Im Internet hagelte es Kritik an den Entführern. Sie wird als Bärendienst empfunden. Dem »Ansehen unserer Revolution« werde geschadet.

Der UN-Sicherheitsrat hatte die Entführung auf das Schärfste verurteilt. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle erklärte der ARD in Berlin: »Neutrales Personal der Vereinten Nationen darf nicht zum Spielball der Interessen im syrischen Bürgerkrieg werden.« Der Arabischen Liga, die gerade dabei ist, einen Modus zu finden, wie aus den offenbar nicht koordinierten syrischen Exilgruppen eine repräsentative Schattenregierung formiert werden kann, kommt die Geiselnahme ebenfalls ungelegen. Generalsekretär Nabil al-Arabi forderte die Rebellen zur sofortigen Freilassung der Blauhelme auf. Die oppositionelle Nationale Syrische Koalition kündigte trotzdem an, sie wolle nächste Woche in Istanbul eine »Übergangsregierung« wählen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal