Retter der Eigentümer

Kurt Stenger hält nichts von BER-Personaldebatten

  • Lesedauer: 2 Min.

Es hat sich also doch noch jemand gefunden, der den Schleudersitz des BER-Großflughafenchefs einzunehmen bereit ist. Dass mit Hartmut Mehdorn ausgerechnet einer der unbeliebtesten Manager im Lande ran darf, zeigt, wie schwer sich die Headhunter getan haben müssen. Und so kommt es, dass ein CSU-Bundesminister einen seinerzeit eng mit der Schröder-SPD verbandelten Ex-Bahnchef als Hoffnungsträger präsentiert. Und das ist nur eine von zahlreichen Merkwürdigkeiten rund um die Personalie Mehdorn. Aber der Ruf des berlin-brandenburgischen Pannenprojekts ist bereits dermaßen ruiniert, dass dies auch nicht mehr ins Gewicht fällt.

Gleichzeitig haben sich die Eigentümer - der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg - natürlich nicht einfach den erstbesten gegriffen, der nicht schnell genug weggelaufen ist. Und dass sich der anhaltende Ärger künftig von den Politikern weg und mehr auf Mehdorn verlagern dürfte, der ja gerne die Rolle des Buhmanns einnimmt, reicht als Erklärung auch nicht. Vielmehr will man einen Flughafenchef haben, der das Projekt rettet und in der Lage ist, im eigenen Laden durchzugreifen, mit Baufirmen hart zu verhandeln sowie Kosten zu drücken. Dass er so etwas nicht scheut, konnte der 70-Jährige in der Vergangenheit schon beweisen. Besonders erfolgreich war er allerdings nicht.

Indes sollte die Aufregung über die überraschende Personalie nicht von der entscheidenden BER-Frage ablenken, der die Eigentümer weiter ausweichen: Macht der Großflughafen angesichts der technischen und finanziellen Probleme, aber vor allem angesichts der miesen Lage der meisten deutschen Flughäfen und der tristen Langfristperspektiven für die Luftfahrt überhaupt Sinn? Mehdorns Faible für fragwürdige Großprojekte steht einer zukunftsträchtigen Verkehrspolitik im Weg.

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