Weniger gefährlicher Feinstaub

Leipzig: Positive Gesundheitseffekte nach zwei Jahren Umweltzone nachgewiesen

  • Benjamin Haerdle, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwei Jahre nach der umstrittenen Einführung der Umweltzonen in Leipzig zieht der Umweltbürgermeister eine positive Bilanz.

Mit 62 Prozent zählen fast zwei Drittel der Gesamtfläche Leipzigs zur Umweltzone, mit der die Messestadt die Belastung durch Feinstaub reduzieren möchte. Das brachte bei der Einführung im März vor zwei Jahren viele Leipziger auf die Palme, die in der Pflicht zur grünen Umweltplakette lediglich Abzocke und Einschränkung ihrer Mobilität sahen.

Zwei Jahre später zieht der Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (LINKE) eine positive Zwischenbilanz: »Die Umweltzone dient vor allem dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung«, erklärte Rosenthal Anfang März. Gestützt sieht er sein Urteil durch Messungen, die Alfred Wiedensohler vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig präsentierte. Dem Wissenschaftler zufolge machten sich die gesundheitsrelevanten Effekte durch die Umweltzone besonders bei den hochgiftigen Rußpartikeln bemerkbar, die auch Teil des Feinstaubs sind. »Die Emission des toxischen Kohlenstoffs ging seit dem Jahr 2011 um 30 Prozent zurück«, sagt er. Der Rückgang der Rußkonzentration mache zwar nur rund ein Mikrogramm pro Kubikmeter Luft aus, sei aber trotzdem signifikant, denn: »Die toxischen Stoffe wie Schwermetalle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sitzen auf den Rußpartikeln«, erklärte Wiedensohler. Sie gelten als Verursacher von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Belastung mit Feinstaub insgesamt lag aber immer noch an zu vielen Tagen über dem von der Europäischen Union als Grenzwert festgelegten Tagesmittel von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. Maximal 35 Tage pro Jahr darf der Grenzwert Brüsseler Vorgaben zufolge überschritten werden. Das gelang in den beiden vergangenen Jahren nur an der außerhalb des Zentrums gelegenen Messstelle in Grünau. In Leipzig-Mitte dagegen wurde der EU-Grenzwert im Jahr 2011 an 63, 2012 an 39 Tagen überschritten; in Leipzig-Lindenau waren es im Jahr 2011 69 Tage und voriges Jahr 37 Tage. Die Umweltzone hat immerhin verhindert, dass es noch mehr Tage wurden. Dass vor allem die Rußbelastung in den vergangenen beiden Jahren zurückging, führt Bürgermeister Rosenthal insbesondere darauf zurück, dass viele Autofahrer ihre älteren Dieselfahrzeuge mit einem Rußpartikelfilter ausstatteten oder sich ein schadstoffärmeres Auto zulegten. Für 2013 habe die Stadt noch 4530 Ausnahmegenehmigungen ausgestellt. Die sollen im Jahr 2014 auf unter 1000 fallen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) lobt die Bemühungen der Messestädter. »Die Erfahrung in Leipzig zeigt, dass sich die Luftqualität durch konsequente Maßnahmen verbessern lässt«, sagte Dorothee Saar, die bei der DUH die Abteilung Verkehr und Luftreinhaltung leitet. Allerdings könnten die Ausnahmeregelungen »ambitionierter« gehandhabt werden. »Ältere Baumaschinen, die viel Ruß ausstoßen, müssen mit Partikelfiltern ausgestattet werden«, fordert sie.

Ganz in den Griff bekommen werden die Leipziger den Feinstaub aber nicht. »Rund 60 Prozent des Feinstaubs entstehen gar nicht in der Stadt, sondern werden durch Luftmassen vor allem aus dem Osten eingetragen«, erklärte Wiedensohler. Nur acht bis zehn Prozent des Feinstaubs kommen aus Autos und Nutzfahrzeugen.

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