Ein Fluss wird richtig sauer

Menschengemachtes Umweltproblem am Manning River im Osten Australiens

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Umweltkatastrophe hat den Unterlauf des Manning River im australischen Bundesstaat New South Wales (NSW) erfasst. Von überfluteten Nutzflächen wurden Sulfate in den Fluss gespült.

Das Wasser des Manning River in der Region Taree ist derzeit so sauer, dass in diesem Abschnitt schon beinahe alles Leben im Flusslauf abgetötet wurde. Wissenschaftler der Universität von NSW und regionale Behörden versuchen nun, eine Lösung für das Problem zu finden. Dessen Ursprung liegt in der Überflutung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, die erst in jüngerer Zeit von natürlichen Feuchtgebieten zu Agrarland umfunktioniert wurden.

Der Manning River mit einer Länge von 250 Kilometern hat in der äußersten Nordostecke von NSW einen Einzugsbereich von mehr als 8000 Quadratkilometern und ist einer der wenigen größeren Flüsse Australiens, der nicht durch Staudämme in seinem natürlichen Lauf behindert ist. Dass der Boden im Gebiet Taree besonders sulfathaltig ist, ist ein altbekanntes Phänomen. Doch erst die menschlichen Eingriffe, die hier einstige Feuchtgebiete in landwirtschaftliche Nutzflächen verwandelten, machen daraus eine Gefährdung für die Umwelt. Mit der Trockenlegung der Feuchtgebiete wurden die sauren Schwefelverbindungen im Boden der Reaktion mit Sauerstoff ausgesetzt, so dass sich am Ende Schwefelsäure bildet. Diese ist mit den Überschwemmungen der Äcker nun auch verstärkt ins Flusswasser gelangt. Selbst die Wissenschaftler, die dort Proben entnommen haben, mussten extrem vorsichtig sein, wie die Tageszeitung »Sydney Morning Herald« schreibt. Der pH-Wert, üblicherweise bei sieben, sei auf zwei gefallen - ein Säuregehalt wie bei einer Zitrone »oder in einer Autobatterie«.

William Glamore, Mitglied des Wissenschaftlerteams, verwies auf den Umstand, dass der Fluss in diesem Bereich mittlerweile nahezu tot sei. Man habe zwar die Tierwelt nicht untersucht, doch dass es im Grunde kein Leben mehr in dem übersäuerten Wasser gebe, sei auch so ersichtlich. Vereinzelt sei man noch auf Aale gestoßen, »die nach Luft schnappten«. Bis zu 50 000 Tonnen Schwefelsäure pro Jahr könnten im schlimmsten Fall in den Fluss gelangen, so Schätzungen. Die Regionalregierung berät deshalb schon darüber, ob man den Bauern die neuen Äcker abkaufen sollte, um sie in die früheren Feuchtbiotope zurückzuverwandeln - was jedoch auch nicht von heute auf morgen umsetzbar ist.

Das letztjährige Hochwasser am Manning River mobilisierte Sulfate aus trockengelegten Sumpfgebieten. Foto: dpa/T. Nearmy

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