Hasch auf dem Dachboden

Illegaler Cannabis-Anbau in Berlin nimmt nach Polizeierkenntnissen deutlich zu

  • Hannah Loeffler
  • Lesedauer: 3 Min.

Kriminelle mit grünem Daumen: Die anhaltende Beliebtheit von Cannabis sichert Händlern in Berlin ein lukratives Geschäft. Immer öfter findet die Polizei illegale Plantagen auf Dachböden oder in Lagerhallen. Die Dunkelziffer gilt als hoch. So manch Dachboden in Berlin dient dabei nicht als Gerümpel-Kammer, sondern als Gewächshaus: Illegale Cannabisplantagen entdeckt die Polizei in Berliner Wohnungen, leerstehenden Lagerhallen oder eben auf Dachböden. Und ihre Zahl nimmt zu, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Nach Zahlen des Landeskriminalamtes stellten Drogenfahnder im Jahr 2011 insgesamt 69 illegale Cannabis-Plantagen sicher und damit 28 mehr als im Vorjahr. Die Zahlen für 2012 werden in den nächsten Wochen bekanntgegeben. Suchtexperten warnen indes davor, die Wirkung von Cannabis zu verharmlosen. Der Ertrag der unterschiedlich großen Plantagen werde hauptsächlich für den professionellen Drogenhandel genutzt und nicht für den Eigenkonsum, wie Thorsten Kleinert berichtet.

Er ist im Rauschgiftdezernat des LKA für die illegalen Hanf-Züchter zuständig. Diejenigen, die auf einer Plantage anbauen, seien keine Gelegenheitskiffer, sondern Händler, sagt Kleinert. Die Plantagen-Pflanzen lieferten »Top-Qualität« und hohe finanzielle Gewinne. 2011 entdeckten die Ermittler in Berlin 23 Großplantagen mit je 100 bis 1000 Pflanzen und 44 Kleinplantagen mit je 20 bis 100 Pflanzen. Zudem wurden zwei Profiplantagen mit über 1000 Pflanzen aufgespürt. »Ich gehe davon aus, dass wir ein ganz großes Dunkelfeld in Berlin haben«, so Kleinert. Der professionelle Anbau habe nach seinen Kenntnissen in den letzten Jahren zugenommen, weil das Internet das Beschaffen von Utensilien und Informationen zum Anbau erleichtere.

»Die meisten Plantagen haben die Fahnder durch Hinweise aus der Bevölkerung oder durch Zufallsfunde beispielsweise bei Feuerwehreinsätzen entdeckt«, erzählt Kleinert. Die bepflanzten Flächen befänden sich in Wohnungen und Einfamilienhäusern, auf Dachböden oder in leerstehenden Lagerhallen. »Die Plantagen müssen in gedeckten, warmen Räumen aufgebaut werden, damit sich das THC verbreitet.« Tetrahydrocannabinol (THC) ist der Hauptwirkstoff von Cannabis. Bei den heutzutage verkauften Pflanzen sei der Gehalt des berauschenden Stoffes deutlich höher als noch vor einigen Jahrzehnten, berichtet Kleinert.

Expertin Kerstin Jüngling von der Berliner Fachstelle für Suchtprävention warnt davor, Cannabis als Droge zu verharmlosen. Der Konsum könne zu Wahnvorstellungen, Zerstörung des Kurzzeitgedächtnisses oder Konzentrationsstörungen führen. Auch sie bestätigt, dass der THC-Gehalt mittlerweile höher ist. »Durch die künstlichen Plantagen kann man die Pflanzen optimieren, das hat man auch bei Cannabis gemacht.«

Drogenkonsumenten stiegen jedoch vermehrt von Cannabis auf synthetische Drogen um, weil diese teilweise noch legal seien, sagt Jüngling. Studien zufolge gehe der Cannabis-Konsum der zwölf bis 25-Jährigen in Deutschland seit Jahren zurück. Berlin sei aber immer noch die bundesweite »Kiffer-Hochburg« mit den meisten Konsumenten, so Jüngling. Auch Kleinert schätzt, dass mehr Händler auf den »gewinnbringenden Zug« aufspringen, weil es in Berlin so viele Konsumenten gibt. (dpa)

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