The Flying Horse

Im Internet wird über den neuen Airportchef Mehdorn kräftig gelacht

Wahrscheinlich kommt nun auch vor das Terminal des Großflughafens BER in Schönefeld so ein hässliches Pferd aus Metall. Zwei tonnenschwere Exemplare hat der Bildhauer Jürgen Goertz bereits geschaffen. Das S-Printing Horse steht vor einem Bürogebäude in Heidelberg, das Rolling Horse am Berliner Hauptbahnhof. Die Skulpturen wurden von der Heidelberger Druckmaschinen AG beziehungsweise von der Deutschen Bahn AG bestellt - jeweils, als Hartmut Mehdorn dort Vorstandsvorsitzender war. Nun versucht sich der Manager als Flughafenchef. Ein Flying Horse kann deswegen leider nicht ausgeschlossen werden.

Mehdorn muss einiges aushalten, seit die Nachricht herum ist, dass ausgerechnet er die verworrene Situation in Schönefeld in den Griff bekommen soll. Die Internetgemeinde gießt kübelweise Spott und Hohn über den 70-Jährigen aus. Erste Reaktionen beim Kurznachrichtendienst Twitter lauteten: »Der BER hat doch schon 22 000 Mängel. Was soll Mehdorn da noch kaputtsparen?« oder »Als erstes wird Mehdorn wie immer die Hälfte der Mitarbeiter entlassen. Bis er feststellt, dass BER noch gar keine hat«. Auch: »Wenn Mehdorn sich treu bleibt, dann werden unrentable Teile wie der Flugverkehr dicht gemacht und BER wird zur Shoppingmall.«

Ein Kommentator meinte dort: »Ich find das mit Mehdorn keine schlechte Idee. Die Gesetze der Statistik legen nahe, dass er irgendwann auch mal was richtig macht.« Ein anderer witzelte: »Mehdorn hangelt sich auch von einer Abwrackprämie zur nächsten.« Einer hoffte vergeblich: »Bitte lieber Gott, lass es Nachmittag werden und die Bahn hat ein Dementi rausgegeben.«

Mehdorn schaffte es bei den Twitter-Kurznachrichten am Freitag unter die Zehn häufigsten Suchbegriffe (Hashtags). Mehrere Nutzer zeigten sich fassungslos. »Mehdorn soll BER wuppen? Wie soll das denn gehen? Es gibt doch noch gar nichts, das man runterwirtschaften könnte«, hieß es ironisch. Oder: »Mehdorn soll Chef des BER werden? Das Projekt Flughafen wird also aufgegeben.« Und: »Hat Deutschland nur einen Manager, der auf Posten herumgereicht wird.« Mehrere Bemerkungen spielten auf Mehdorns Vergangenheit bei der Deutschen Bahn an und auf die Zustände bei dem Verkehrsunternehmen, etwa: »Sie haben sich halt einen Experten für Verspätungen geholt« oder »Dieser Flughafen hält nicht in Wolfsburg«. Ein Internetnutzer riet aber denen, die kräftig lachten, »mal kurz nachzudenken, wer den Scheiß bezahlt«, und sich nicht zu verschlucken.

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