Lange Nacht der Museen

Fokus: Zerstörte Vielfalt

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwei historische Daten bilden 2013 den kalendarischen Eckpunkt für das Berliner Themenjahr »Zerstörte Vielfalt«: die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und die Novemberpogrome 1938. Es will daran erinnern, dass die blühende, in der Welt hoch angesehene Metropole, die Berlin in den 20er Jahren war, ihre Prägung wesentlich von ihren jüdischen Bürgern erhielt. Sein Anliegen ist es, vor Augen zu führen, welche Auswirkungen bis heute die Vernichtung jüdischen Lebens in der Zeit der Nazi-Barbarei hat. Damit verbunden ist auch, den Wert der wieder errungenen Vielfalt für die Berliner Stadtgesellschaft zu verdeutlichen.

Daher rückt auch die 32. Lange Nacht der Museen am kommenden Samstag (reguläre Veranstaltungszeit: 18 bis 2 Uhr) das Thema »Zerstörte Vielfalt« in den Mittelpunkt. 72 Häuser sind beteiligt, darunter erstmals das Ägyptische Museum, im Neuen Museum beheimatet, das mit Nofretete (der »schönsten Berlinerin«) und der Schau »Im Licht von Amarna« einen Publikumsliebling im Hause hat. Die Aktivitäten der Staatlichen Museen zu Berlin sind in der Langen Museumsnacht vornehmlich darauf gerichtet, das Mäzenatentum, dem wesentliche Museumsbestände zu danken sind, ins Blickfeld zu stellen.

Wie reich und vielfältig das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt in der späten Weimarer Republik war, wird mit erstaunlicher Vielfalt an Sonderaustellungen, Führungen, Konzerten, Lesungen, speziellen Programmen und Aktionen verdeutlicht. In der Gemäldegalerie am Potsdamer Platz, zum Beispiel, kann man sich bei Live-Musik, Einführung in den Charleston, Modenschau und passenden Speisen und Getränken auf eine Zeitreise begeben, die Luft der Amüsiermetropole, die »Goldenen Zwanziger«, schnuppern.

Anhand von drei Biografien - den Keramikerinnen Marguerite Friedlaender-Wildenhain, Margarete Heymann-Marks und Eva Stricker-Zeisel - ermöglicht das Bröhan-Museum, international ausgerichtetes Museum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus, in seiner Ausstellung »Avantgarde für den Alltag«, dem Leben, Schaffen und Schicksal dieser Frauen und damit der Zeit nah zu sein. Die Künstlerinnen waren »Feinde des Regimes« allein schon wegen ihrer Kunst, die verfemt wurde, und weil sie Jüdinnen waren.

Dem erklärten Ziel des Themenjahrs entsprechend, vor allem junge Menschen zu erreichen, haben zahlreiche Institutionen in der Langen Nacht auch für Kinder besondere Angebote. Entsprechend früher terminiert ist die Veranstaltungszeit. Die Shuttle-Busse haben den Start- und Zielpunkt am Kulturforum, dem zentralen Treffpunkt der Langen Nacht mit Ticketverkauf und Besucherbetreuung. Sechs Touren verbinden die jeweils unterschiedlichen Orte, natürlich nicht alle bis unmittelbar vor die Tür.

Das Internet ist selbstverständlich auch bei diesem Unternehmen nicht wegzudenken. Es gibt eine kostenlose App für iPhone, iPod Touch und Android: www.delius-apps.com. Die Zusammenstellung eines individuellen Tourenplans ermöglicht www.lange-nacht-der-museen.de.

Kombiticket: 18 €/ermäßigt 12 € (Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt), gültig in allen beteiligten Häusern. Es berechtigt zur Benutzung der Shuttle-Busse sowie der öffentlichen Verkehrsmittel im Tarifbereich ABC Berlin von 15 bis 5 Uhr.

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