Mehr Rente für Contergan-Opfer

Bundestag will Benachteiligung aufheben

  • Lesedauer: 2 Min.
Den Conterganopfern blieb oftmals nur der Gang zu den Sozialämtern, beklagt eine Betroffenenorganisation. Das soll sich jetzt ändern. Im Bundestag gibt es einen Vorstoß, ihre Renten zu erhöhen.

Berlin (epd/nd). Der Bundestag hat sich gestern erstmals mit der geplanten Erhöhung der Renten für contergangeschädigte Menschen befasst. Die Koalitionsfraktionen Union und FDP sowie die SPD-Fraktion brachten einen gemeinsamen Gesetzentwurf ein, der eine deutliche Erhöhung der monatlichen Renten vorsieht. Im Höchstfall kann ein Betroffener dann statt derzeit 1152 Euro bis zu 6912 Euro im Monat erhalten. Im Durchschnitt liegen die Renten aber deutlich unter dieser Höchstgrenze.

Die Erhöhung für die rund 2700 Betroffenen soll rückwirkend von Januar dieses Jahres an gelten. Neben der Rentenerhöhung, die den Bund rund 90 Millionen Euro pro Jahr kostet, sollen jährlich 30 Millionen Euro für besondere Bedarfe bereitgestellt werden. Die Anhebung der Renten gilt auch für die Betroffenen im Ausland.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte im Bundestag, die deutliche Erhöhung der Renten bedeute nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Respekt und Gerechtigkeit für die Betroffenen. Bisher seien vor allem sehr stark geschädigte Menschen benachteiligt worden. Ihre Unterstützung werde nun am stärksten erhöht. Der Bundestag muss das Gesetz nun beraten und beschließen. Grüne und LINKE unterstützen die Rentenerhöhung. Ihnen geht das Gesetz aber nicht weit genug: Sie verlangen eine Reform der Conterganstiftung, eine transparentere Verteilung der Mittel und eine finanzielle Beteiligung des Contergan-Herstellers Grünenthal an den steigenden Ausgaben. Das Pharmaunternehmen mit Sitz in Aachen hatte Contergan 1957 als Schlaf- und Beruhigungsmittel auf den Markt gebracht. Es führte zu schweren körperlichen Missbildungen bei Neugeborenen, deren Mütter es eingenommen hatten.

Die Betroffenenorganisation Contergannetzwerk Deutschland begrüßt die geplante Rentenerhöhung. Ein jahrzehntelanger Missstand gehe damit zu Ende, sagte Christian Stürmer, Vorsitzender der Vereinigung.

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