nd-aktuell.de / 18.03.2013 / Kultur / Seite 15

Ernstlich am Brennen

Ludwig Trepte im TV

Jan Freitag

Wer sich mit diesem Mann befasst, kriegt ein neues Gefühl von Nähe. Scheu sitzt Ludwig Trepte vor einem und wispert mehr als dass er spräche. Man muss ihm also ziemlich auf den Pelz rücken, um den Klang seiner wohl gewählten Worte zu verstehen. Nicht so dicht natürlich, wie der Schauspieler von 24 Jahren jene Charaktere an sich ran lässt, die er mit unfassbarer Intensität zum Leben erweckt, aber doch so sehr, dass man seinen Atem spürt. Wie beispielsweise im Weltkriegsdrama »Unsere Mütter, unsere Väter«, das als TV-Dreiteiler derzeit im Fernsehen läuft (ZDF, der erste Teil wurde gestern ausgestrahlt, der zweit folgt heute). Immer dann zeigt sich, wie Trepte Distanz überwindet, ohne sie zu verlieren.

Vor allem aber zeigt sich, was Trepte in simplen Worten ist: der beste Schauspieler seiner Generation. Er pflegt etwas, das brillanten Darstellern wie ihm oft weniger zueigen ist: Demut, Bescheidenheit. Vielleicht, weil er nie eine Schauspielschule besuchte, ganz sicher, weil er sich zurücknimmt - beruflich, privat. »Das Ego zerstört alles«, er guckt dabei so ernst aus dunklen, warmen Augen wie in seinen Filmen.

In »Unsere Mütter, unsere Väter«, ein bewegendes Stück Historytainment, das beste zu den Folgen des Nationalsozialismus überhaupt, spielt er den Juden Viktor, der sich erst als Ausgegrenzter seines Deutschseins bewusst wird. Fünf junge Freunde stehen im ZDF-Melodram an der Schwelle zum Krieg, deren Schicksale in drei spielfilmlangen Akten unerwartete Kreuzungen passieren, schmerzhafte Rückwege einschlagen und doch stets vorwärts treiben. Volker Bruch, Tom Schilling, Katharina Schüttler, Miriam Stein spielen ihre Soldaten, Krankenschwestern, Schlagerdiven zu einer Art Kammerspielblockbuster, und es ist das Verdienst von Regisseur Philipp Kadelbach (»Hindenburg«), dass Ludwig Trepte aus dem Ensemble mal nicht herausstechen muss. Umso erstaunlicher, dass er es dennoch tut.

Denn Viktor mag als einziger im Quintett keine Brüche durchmachen; doch gerade weil die Zeit anders als bei den anderen keine dunklen Seiten in ihm freilegt, ist sein Part so schwer zu füllen. Trepte füllt ihn trotzdem furios, so sachlich, wie es der Story gebührt, vor allem, wie es seiner Natur entspricht. Er sei halt der Typ Friedrich Schiller, sagt einer, der nicht nur das Leichte im Leben sehe und gerade deshalb dafür brenne. Wie für die Stiftung »Hänsel und Gretel«, noch so was Ernstes. »Aber keine Sorge, ich kann auch lachen«. Wie zum Beweis tut er es. Leise, versteht sich.

ZDF, 20.15. Uhr, dritter Teil: 20. März.