Jubel im Eislaufteam über Olympiatickets

Eiskunstlauf: Paarlauf-Titelverteidiger Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy »nur« WM-Zweite

  • Britta Körber, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Chemnitzer Eiskunstlaufpaar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy holt zwar »nur« WM-Silber, aber das deutsche Team war in Kanada so erfolgreich wie seit Jahren nicht mehr. Überraschend sicherten die Eistanz-Zehnten zwei Olympiatickets, und auch im Einzel gibt es jeweils einen olympischen Startplatz.

Aljona Sawtschenko trank ausnahmsweise Champagner und hielt sogar eine kleine Dankesrede bei der mitternächtlichen Stehparty im noblen Hotel Delta von London (Ontario). Silber nach viermal Gold bei Weltmeisterschaften fühlte sich für die 29-Jährige und ihren Partner Robin Szolkowy nicht wie eine herbe Niederlage an. »Wir müssen neidlos anerkennen, dass es bei den Russen passte«, sagte der 33-Jährige. »Wir haben nach der langen Viruserkrankung von Aljona in diesem Jahr nicht zu unserer Lockerheit gefunden.«

Zu viele Patzer in den Einzelsprüngen trübten den Eindruck der »Bolero«-Kür vor 6500 Zuschauern im Budweiser Gardens der Universitätsstadt. Mit 205,56 Punkten wurden die Sachsen Zweite vor den Kanadiern Meagan Duhamel/Eric Radford (204,56). Die neue Bestmarke von 225,71 Zählern und der erste WM-Titel war für die Russen Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow nach einem einzigartigen klassischen Vortrag hochverdient.

»Wir sind in der glücklichen Situation, die WM als Training nehmen zu können. Der dreifache Wurfaxel hintenraus war der Knaller«, sagte Ingo Steuer, der Trainer das deutschen Spitzenpaares. Mit diesem risikoreichen Element, das kein anderes Paar beherrscht, wollen sie bei Olympia im Februar 2014 punkten.

»Aljona und Robin sind die kompletteren Sportler, jetzt müssen sie für die nächste Saison gute Programme liefern«, betonte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union. »Sie holen jetzt ein bisschen Schwung für Sotschi - immer als Topfavoriten anzutreten ist auch anstrengend.«

Neue Wege wollen die viermaligen Europameister für ihr großes Ziel bei den zweiten gemeinsamen Winterspielen nach Bronze in Vancouver 2010 nicht beschreiten. »Ich finde, wir sollten zu unseren Wurzeln zurückkehren und uns in der Halle einschließen, ein bisschen anzicken und wieder vertragen«, sagte Szolkowy mit einem Lächeln.

Das in der Vergangenheit manchmal angespannte Verhältnis zur ständigen Eisbegleiterin hat sich zu einer Freundschaft entwickelt. »Wir sind erwachsen geworden und reden auch mal über Privates. Ich bin ein ruhiger Typ, aber ich musste auch lernen, mal etwas zu sagen. Es ist wichtig, dass wir uns gut verstehen. Ich sehe Aljona ja fast mehr als meine Freundin«, meinte Szolkowy.

Die Überraschung der WM war der starke Auftritt des Berliners Peter Liebers mit Rang elf und einem Olympiaticket für Deutschland. Den Titel gewann zum dritten Mal in Serie der Kanadier Patrick Chan. Auf den Punkt fit waren auch die Oberstdorfer Nelli Zhiganshina und Alexander Gazsi, die als Zehnte im Eistanz zwei olympische Startplätze für Sotschi und die WM 2014 sicherten. Ihren zweiten Titel holten die Amerikaner Meryl Davis/Charlie White vor ihren kanadischen Trainingskollegen und Olympiasiegern Tessa Virtue/Scott Moir.

Auf Rang 19 löste die 18-jährige Mannheimerin Nathalie Weinzierl ebenfalls das Ticket für Olympia. »Das war das I-Tüpfelchen einer richtig guten WM«, freute sich Dönsdorf.

Eine Klasse für sich war Olympiasiegerin Kim Yu-Na mit ihrer Musicalkür zu »Les Miserables«. Die Multimillionärin aus Südkorea trug sich zum zweiten Mal in die WM-Siegerliste ein und geht als Favoritin in die olympische Saison. Da konnte die Italienerin Carolina Kostner mit ihrem »Bolero« noch so schön laufen - statt Titelverteidigung gab es für die Wahl-Oberstdorferin »nur« Silber.

Ergebnisse

Männer

1. Chan (Kanada) 267,78 Pkt.

2. Denis Ten (Kasachstan) 266,48

3. Fernández (Spanien) 249,06

11. Liebers (Berlin) 216,84

Frauen

1. Yu-Na (Südkorea) 218,31 Pkt.

2. Kostner (Italien) 197,89

3. Asada (Japan) 196,47

19. Weinzierl (Mannheim) 142,48

Paare

1. Wolossoschar/Trankow (Russland)

225,71 Pkt.

2. Sawtschenko/Szolkowy (Chemnitz)

205,56

3. Duhamel/Radford (Kanada) 204,56

16. Vartmann/van Cleave (Düsseldorf)

133,12

Eistanz

1. Davis/White (USA) 189,56 Pkt.

2. Virtue/Moir (Kanada) 185,04

3. Bobrowa/Solowijew (Russland)

169,19

10. Zhiganshina/Gazsi (Oberstdorf)

154,27

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