Rassistisches Motiv nicht ausschließen

Türkische Gemeinde besorgt über Hausbrände

  • Lesedauer: 2 Min.

Köln (AFP/nd). Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, verlangt mit Blick auf den jüngsten Brand in einem von Türken bewohnten Haus, in solchen Fällen künftig grundsätzlich von einem rechtsradikalen Motiv auszugehen. »Bisher haben die Sicherheitsbehörden einen rechtsradikalen Hintergrund bei solchen Ereignissen gleich von vornherein ausgeschlossen«, sagte Kolat dem »Kölner Stadt-Anzeiger« vom Mittwoch. Dagegen gingen die Behörden in England »automatisch von einem rassistischen Anschlag aus, um dann zu schauen, ob doch etwas anderes dahintersteckt«.

In Deutschland sei dies umgekehrt, kritisierte Kolat. Bei einem Brand in einem überwiegend von Türken bewohnten Haus in Köln-Höhenberg waren am Samstag zwei Menschen getötet und 26 weitere verletzt worden. Das türkische Außenministerium sprach am Dienstag von »einem Anstieg derartiger Brandfälle in Deutschland«, der Sorge bereite. Die Kölner Ermittler bekräftigten am Dienstag, die Nachforschungen erstreckten sich in alle Richtungen; ein politisches Motiv einer möglichen Brandstiftung wird demnach nicht ausgeschlossen.

Kolat kritisierte zugleich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Politik sei angesichts der wachsenden Ängste vieler Türken »gut beraten, wenn sie auch mal bestimmte positive Gesten zeigen würde«, sagte er dem Blatt. Er habe Merkel vorgeschlagen: »Lassen Sie uns gemeinsam nach Backnang gehen, wo eine türkischstämmige Frau und ihre sieben Kinder umkamen, und dort mit den Familien sprechen.« Merkel habe dies abgelehnt. »Es wäre aus menschlicher Perspektive ein gutes Zeichen gewesen, auch wenn es gar kein rassistischer Anschlag war«, sagte Kolat.

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