nd-aktuell.de / 04.04.2013 / Politik / Seite 4

Gefolgsmann

Charis Georgiades ist neuer Finanzminister in Zypern

Haidy Damm

Charis Georgiades ist jung, ambitioniert und ein Parteifreund von Zyperns Präsident Nicos Anastasiades. Und der ehemalige Arbeitsminister hat nach vier Wochen bereits einen neuen Auftrag: Nicht mehr die Krise sozialverträglich managen, sondern als Finanzminister die Haushaltsdisziplin des Staates durch- und die Vorgaben der Troika umsetzten. Erste Meldung im Amt: IWF-Chefin Christine Lagarde bestätigte gestern, dass der Fonds rund eine Milliarde der insgesamt zehn Milliarden umfassenden Kredite zur Verfügung stellt.

Der 1972 in Nikosia geborene Gefolgsmann des Präsidenten hat Wirtschaftswissenschaften, Völkerrecht und Europäisches Recht an der britischen Universität Reading studiert. Von 2009 bis 2013 war er Pressesprecher der regierenden konservativen Partei DISY. Erst seit 2011 ist er Parlamentsabgeordneter. Nach der Wahl Ende Februar übernahm er das Arbeits- und Sozialressort.

Seine geringe Erfahrung war in Internetkommentaren auch gleich Anlass zu Kritik: »Die Herausforderung einer so großen Krise ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Neulinge einzuführen«, schreibt eine Leserin der Tagesszeitung »Cyprus Mail«. Der Mangel an Erfahrung lasse sich nicht durch Diplome, Gehorsam und guten Willen wettmachen.

Am Dienstag hatte Finanzminister Michalis Sarris seinen Rücktritt eingereicht. Als Grund nannte er die Untersuchungen einer neu eingesetzten Kommission, die die Hintergründe der Bankenkrise in dem Inselstaat unter die Lupe nimmt. Sarris war noch vor einem Jahr Chef der angeschlagenen Laiki-Bank. Andere Regierungsmitglieder sollen Bankkunden und Unternehmen über die bevorstehenden Kontensperrungen vorab informiert haben, damit sie rechtzeitig ihr Geld ins Ausland schaffen konnten. Die Anschuldigungen betreffen sogar Familienmitglieder von Anastasiades.

Georgiades Nachfolgerin als Arbeitsministerin ist übrigens die erste Frau im Kabinett: Zeta Emilianidou hat 2004 an den EU-Beitrittsverhandlungen Zyperns teilgenommen und war zuletzt Generalsekretärin im Handelsministerium.