nd-aktuell.de / 06.04.2013 / / Seite 23

Thomas Hobbes

KALENDERBLATT

Ralf Höller

Ist der Mensch von Natur aus gut? Dies fragte sich Thomas Hobbes in seinem 1651 erschienenen Hauptwerk »Leviathan«. Der am 5. April 1588 im Haus eines Landvikars im beschaulichen Malmesbury geborene englische Philosoph und Staatsrechtler hatte guten Grund für sein Misstrauen. Er hat den Dreißigjährigen Krieg und den neun Jahre währenden Bürgerkrieg auf der Insel erlebt. Der Mensch ist also nicht gut. Deshalb brauche es, so Hobbes, einen Staat, der die Bürger vor sich selbst schützt. Andernfalls würde der Eigennutz zu einem unerbittlichen Kampf aller gegen alle führen. Im Gesellschaftsvertrag Hobbesscher Prägung verzichten die Untertanen freiwillig auf einen Teil ihrer Souveränität und übertragen dem Staat sämtliche Gewalt. Der garantiert ihnen im Gegenzug ihre Grundrechte. Als höchstes Gut der Allgemeinheit zählt der Friede, dem jedes Streben unterzuordnen ist. Auf Hobbes' Werk basiert der moderne Staatsgedanke.

Zwar gestand Hobbes dem Menschen Kraft seiner Vernunft eine Überlegenheit gegenüber dem Tier zu. Auch sei der Mensch imstande, seine Begierden zu zügeln. Leider gelte solche Zurückhaltung nicht für alle Triebe. Beispiel: der Wille zur Macht. Dafür sei der Mensch bereit, sogar Artgenossen aus dem Weg zu räumen, was ihn zum gefährlichsten und räuberischsten Tier mache. Oder, wie es der Autor in seinem Werk »Über den Bürger« bildhaft ausdrückt: »Der Mensch ist des Menschen Wolf.« Dieser Satz stammt indes nicht von Hobbes selber. Er hat ihn sich von einem antiken römischen Komödiendichter ausgeliehen. Im Lustspiel »Asinaria« ließ Plautus einen Herrn, der seinem Sklaven kein Geld leihen möchte, den Halbsatz sagen: »Lupus est homo homini, non homo.« (Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, nicht ein Mensch).

Die aus dem Bedürfnis nach Frieden und Sicherheit resultierende Staatsgewalt ist bei Hobbes absolut und niemandem unterworfen. Sie wird durch den Souverän oder Monarchen verkörpert. Es war die Geburtsstunde des Absolutismus. Hobbes' Staatstheorie sollte bald durch Oliver Cromwell in die Tat umgesetzt werden. Unter diesem und später dessen Sohn Richard ging es Hobbes blendend. Er wurde 91 Jahre alt.