Theater im Norden

Jupp Weindich tot

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Provinz? Das ist das, so sagte Schauspieler Kurt Böwe (und er wusste, wovon er redete), was in uns knarzt, knurrt, kratzt, königlich ist und knechtet. »Provinz ist die Brücke, die alle Kontinente verbindet.« Meinte der Mann aus der Prignitz. Neustrelitz ist davon so weit nicht entfernt, ist also Welt wie alles.

Neustrelitz war die Welt des Jupp Weindich. Er war vorher Regisseur und Oberspielleiter in Stralsund, Brandenburg, Cottbus - aber als er in den sechziger Jahren nach Neustrelitz kam, prägte er, bis 1991, über viele Jahre das Theater der Stadt, das in der DDR den Namen Friedrich Wolfs trug. Als er 1968 übernahm, war er der jüngste Intendant der DDR. Berühmtheitsstoffe wie »Daniel Druskat« und »Ole Bienkopp« holte er auf die Bühne, lang ehe das Adaptieren landauf, landab zur Sekundärleidenschaft des modernen Theaters wurde.

Weindich liebte das Theater, weil er am Leben besonders die Möglichkeiten liebte. Er mochte die Gaukler, weil er einen Sinn gleichermaßen für das Köstliche wie Krisenhafte besaß. Er liebte den Betrieb bis in jenen Schmerz hinein, der bei geschichtlichen Zeitenwenden offenbar unvermeidlich ist - wenn die Aufräumenden und Aufbrechenden das Erfahrungskartenspiel neu mischen und andere Dinge als gestern zum Trumpf erklärt werden.

Nun ist Jupp Weindich gestorben, kurz vor seinem 81. Geburtstag. hds

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