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Grün und braun vor Augen

Sammelband beleuchtet Versuche der Rechten, mit Umweltthemen zu punkten

  • Alexander Amberger
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein neuer Sammelband untersucht, wie Neonazis mit dem Umweltschutz ein positiv aufgeladenes Thema beim Stimmenfang zu besetzen versuchen.

»Grüne« Rechte, die Deutschland vor dem »Volkstod« schützen und dabei »Blut und Boden« konservieren wollen, gibt es schon seit mehr als hundert Jahren. Zwar haben die Rechten das Thema Ökologie keineswegs entdeckt, aber sie haben es immer wieder besetzt und versuchen dies auch heute wieder verstärkt. Diese rechten Versuche stehen im Zentrum eines Bandes der Reihe »politische ökologie«. Die Geschichte von »Heimatschützern«, Antisemiten und mythologisch-esoterischen Ökonazis wird in mehreren Beiträgen des Buches thematisiert, ebenso die Anfänge der Grünen, bei denen der rechtskonservative Flügel der Ökobewegung zunächst auch Fuß zu fassen versuchte - letztlich jedoch ohne Erfolg.

Es wird aufgezeigt, dass die Themen Natur und Heimat schon immer Bestandteil der völkisch-verklärenden Ideologie der Rechten waren. »Die NPD hat es verstanden, das Thema Ökologie als extrem rechte Position stark zu machen und populistisch auszunutzen«, schreibt Johannes Melchert.

Rassenhass und krude biologistische Thesen verpacken sie dabei in harmlos klingende Worthülsen. Zudem werden Ängste vor »Überfremdung« und US-Imperialismus geschürt, die Deutschland bedrohen würden - im Pflanzen- und Tierreich genauso wie bei den Menschen. So ist der Kern der NPD-Argumentation die Vorstellung, dass US-Genmais die deutsche Nahrungsmittelautarkie zersetzt. Deshalb engagiert sie sich lokal in ökologischen Bürgerinitiativen oder lässt ihre Kameraden Biolandwirtschaft betreiben. Und so tummeln sich Rechte unter grünem Deckmäntelchen in norddeutschen Dörfern oder als »artamanische« Ökosiedler in Mecklenburg-Vorpommern. Die rechten Biobauern versuchen, ihre braunen Kartoffeln über die großen Bioverbände in normale Läden zu bringen.

Es wird gezeigt, wie umtriebig Faschisten auf diesem Gebiet sind. Sie wenden dabei Argumente und Methoden des Umweltschutzes auf menschliche »Rassen« an. Laut ihrer Ideologie gehören alle an ihren angestammten Platz in der Welt, gleich ob Pflanzen, Tiere oder Menschen. Das Konzept nennt sich verharmlosend dann »Ethnopluralismus«. Und dass die »Mitte« für krude biologistische Thesen empfänglich ist, hat sie ja mit ihrer Sarrazin-Begeisterung gezeigt.

Gegeninitiativen werden am Ende des Buches ebenso vorgestellt wie weiterführende Literatur. Und in einem Interview berichtet schließlich Bernd Wagner von »Exit« über Erfahrungen ausgestiegener Ökorechter.

Ökologie von rechts. Braune Umweltschützer auf Stimmenfang, Reihe »politische ökologie« Nr. 131, 130 Seiten, oekom Verlag, München 2012, 16,95 €

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