nd-aktuell.de / 09.04.2013 / Brandenburg / Seite 11

Mutmaßlicher Schläger vom Alex verhaftet

Martin Kröger

Die Berliner Staatsanwaltschaft war vorab informiert. Über seinen Anwalt hatte der Beschuldigte Onur U. seine Rückkehr angekündigt. Als U., der sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, am gestrigen Montagnachmittag aus der Türkei kommend auf dem Flughafen Tegel landete, wurde er sofort verhaftet.

Der 19-Jährige war der letzte noch flüchtige Tatverdächtige im Fall Jonny K., der vor knapp einem halben Jahr am Berliner Alexanderplatz von mutmaßlich sechs Tätern zu Tode geprügelt worden war - der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt und eine Debatte zu Gewalt ausgelöst. Erst am Sonntagabend, zum 21. Geburtstag des getöteten Jonny K., hatten sich über 1000 Besucher im Admiralspalast zu einem Gedenkkonzert versammelt, das die Schwester des Gewaltopfers, Tina K., organisiert hatte.

Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) begrüßte gestern die Verhaftung. »Ich freue mich, dass sich auch der sechste Verdächtige für diese abscheuliche Tat vor einem deutschen Gericht verantworten muss«, erklärte Heilmann. Das sei auch ein wichtiges Signal an die Opfer von Straftaten: »Wir lassen nicht locker, bis wir die Verantwortlichen gefunden haben.« Heilmann äußerte überdies die Hoffnung, dass das Gericht den anstehenden Prozess gegen die bereits gefassten anderen fünf Verdächtigen im Fall Jonny K. mit dem nun gefassten Tatverdächtigen Onur U., der als einer der Haupttäter gilt, verbinden könne, »so dass demnächst allen Tatverdächtigen gemeinsam der Prozess gemacht werden kann«.

Ähnlich äußerte sich Innensenator Frank Henkel (CDU): »Endlich werden sich alle Tatverdächtigen vor einem Gericht verantworten müssen.« Das sei ein großer Erfolg für Polizei und Justiz, »die sich unermüdlich in diesen Fall hineingekniet haben«. Der Innensenator betonte zudem, dass es aber auch eine wichtige Nachricht für die Familie des Getöteten sei, die nun hoffen könne, dass dieses entsetzliche Verbrechen angemessen bestraft wird.

Dass sich Onur U. sich jetzt stellte, dürfte auch mit Bemühungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammenhängen, die sich bei ihrem Besuch in der Türkei Ende Februar persönlich bei Premier Recep Tayyip Erdogan eingesetzt hatte, dass in der Türkei Ermittlungen gegen U. aufgenommen werden. Justizsenator Thomas Heilmann hatte Merkel zuvor um diese Initiative gebeten, die sich offenbar nun auszahlte. Denn wie vor einigen Tagen bekannt geworden war, begannen die türkischen Behörden tatsächlich zu ermitteln.