nd-aktuell.de / 10.04.2013 / Brandenburg / Seite 9

»Wir machen es Ihnen schön«

Pankower Mieter wehren sich gegen teure Sanierung

Bernd Kammer

Alles begann ganz vielversprechend: »Wir machen es Ihnen schön«, schrieb die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gesobau Mitte Dezember vergangenen Jahres Pankower Mietern in der Pestalozzi-, Halland-, Trelleborger Straße und Florapromenade. Doch was dann folgte, empfanden viele als »sozialen Gau« für die Häuser, wie es Martin Engelmann aus der Trelleborger Straße formuliert.

Denn die Gesobau kündigte umfangreiche Modernisierungsarbeiten an: Neue Fenster, Bäder, Heizungen, Balkone, Wärmedämmungen. Jahrelang sei die Instandhaltung vernachlässigt worden, um jetzt »maximale Modernisierungspakete« zu schnüren, schimpft Engelmann und konstatiert ein eklatantes Missverhältnis zwischen Eigendarstellung und Realität des Unternehmens. Ziel sei es, die Miete so weit wie möglich in die Höhe zu treiben.

In einigen Fällen läuft es auf eine Verdopplung der Mieten hinaus. In der Pestalozzistraße 4 beispielsweise soll die Miete für eine Dreizimmer-Wohnung von 378,58 auf 807 Euro steigen. Die Modernisierungsumlage werde »abweichend von den gesetzlichen Möglichkeiten« auf 7,53 Euro pro Quadratmeter» begrenzt, verkauft die Gesobau dies noch als soziale Wohltat. «Nach Prenzlauer Berg ist jetzt wohl Pankow dran», kommentiert Engelmann. Es sei bedauerlich, dass auch eine kommunale Gesellschaft versucht, so viel Miete zu bekommen, wie der Markt hergibt. «Viele Mieter werden das nicht mehr zahlen können.»«

Die Mieter wollen die Modernisierung, aber nicht zu diesen Konditionen. Deshalb haben sie sich jetzt zum »Bündnis Pankower Mieterprotest« zusammengeschlossen. Immer mehr Bewohner von Gesobau-Häusern melden sich bei ihnen, in denen das Unternehmen ähnlich agiert. Und das, obwohl die Gesobau zusammen mit den anderen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften dem »Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten« angehört, das Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) vergangenes Jahr initiiert hatte. Nach den Erfahrungen mit der Gesobau hält Engelmann das Mietenbündnis für ein »Mythenbündnis«.

Dass es auch anders geht, beweist im Bezirk die Gewobag, die die Miete nach Sanierung auf 5,47 Euro pro Quadratmeter deckelt. Das Pankower Mietenbündnis fordert eine Gleichbehandlung, ein Sozialplanverfahren soll verhindern, dass einkommensschwache Mieter ausziehen müssen. Die Unterstützung der Bezirkspolitik haben sie dafür, der Stadtentwicklungsausschuss hat sich ihren Forderungen weitgehend angeschlossen. Der SPD-Bezirksverordnete Klaus Mindrop findet die Haltung der Gesobau »kontraproduktiv«, der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto wertet den Fall als »Nagelprobe für das Mietenbündnis« des Senats. Der Berliner Mieterverein kritisiert, dass sich die Gesobau »nicht von renditeorientierten Immobilienspekulanten« unterscheidet.

Das Unternehmen sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Man arbeite »aktiv daran, keine Kunden aufgrund einer Modernisierung zu verdrängen«, heißt es in einer Stellungnahme.