nd-aktuell.de / 12.04.2013 / Brandenburg / Seite 11

Fahrpreise steigen um 2,8 Prozent

Tariferhöhung liegt über der Inflationsrate

Bernd Kammer

Die Tickets für den Nahverkehr in Berlin und Brandenburg werden schon wieder teurer. Nach nur einem Jahr Preisstabilität steigen sie zum 1. August im Schnitt um 2,8 Prozent, beschloss gestern der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Ursprünglich sollten sie sich bereits zum 1. Juli verteuern, doch weil die Unternehmen länger brauchten, um sich über die Aufteilung er Einnahmen zu einigen, erhielten die Fahrgäste noch eine kleine Schonfrist.

VBB-Chef Hans-Werner Franz nannte die Erhöhung »moderat«, auch wenn sie über der Inflationsrate von derzeit 1,4 Prozent liegt. Franz begründete dies mit der anderen Kostenstruktur des Nahverkehrs, als sie in der Inflationsrate zum Ausdruck kommt. Besonders die hohen Kosten für Personal und Energie würden hier zu Buche schlagen. Allein durch höhere Fahrgastzahlen und damit gestiegene Einahmen ließe sich das nicht ausgleichen. Andere Verkehrsverbünde hätten ihre Preise in diesem Jahr im Schnitt um 3,5 Prozent erhöht, tröstete Franz.

Allerdings müssen sich auch in Berlin viele Fahrgäste auf deutlich heftigere Steigerungen als 2,8 Prozent einstellen. Während in den kreisfreien Städten Brandenburgs das Einzelticket nicht teurer wird, steigt der Preis in Berlin AB um 20 Cent auf 2,60 Euro - ein Plus von 8,3 Prozent. Die Vier-Fahrten-Karte, mit der man etwas sparen kann, verteuert sich um 4,8 Prozent auf 8,80 Euro. Künftig wird auch eine Vier-Fahrten-Karte zum Preis von 5,60 Euro für die Kurzstrecke angeboten, mit der man pro Fahrt dann weiterhin 1,40 zahlt. Denn das normale Kurzstreckenticket verteuert sich um 6,7 Prozent auf 1,40 Euro.

Stammkunden sollen vergleichsweise geschont werden. So gibt es beim Monatsticket AB einen Aufschlag von einem auf 78 Euro (plus 1,3 Prozent). Hier steigen die Preise in den brandenburgischen Städten stärker. Durch die Verteuerung des Einzeltickets lohnt sich laut Franz der Kauf einer Monatskarte jetzt in Berlin schon bei 30 Fahrten statt bisher 35. Für die Jahreskarte wollen BVG und S-Bahn künftig monatlich 722 Euro abbuchen (plus 1,7 Prozent), jährlich 690 Euro (plus 1,5 Prozent).

Auch bei Tickets für Schüler und Auszubildende bleiben die Erhöhungen unter dem Durchschnitt, ebenso beim Seniorenticket 65plus, das sich monatlich um einen Euro verteuert (plus 2,1 Prozent) und weiter ein Renner ist. Teurer wird auch die Mitnahme von Fahrrädern. Der Preis für die Einzelkarte AB steigt von 1,60 auf 1,70 Euro (plus 6,3 Prozent). Keine Veränderungen gibt es beim Freizeit-Ticket für Azubis und Schüler (15 Euro) und bei der Fahrrad-Monatskarte für den gesamten VBB-Bereich (20 Euro). Auch das Sozialticket gibt es weiterhin für 36 Euro, aber dies war vom Senat erst am 1. Januar um 2,50 Euro verteuert worden, was auf heftige Proteste gestoßen war.

Linkspartei und Grüne lehnen die Tariferhöhung ab. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, nannte sie dreist, sein Kollege von der Linkspartei, Harald Wolf, sozial und verkehrspolitisch nicht zu rechtfertigen. Die S-Bahn dürfe für ihre Schlechtleistung nicht noch belohnt werden. Die Finanzprobleme der mit hohen Schulden belasteten BVG müssten laut Gelbhaar anders gelöst werden als durch jährliche Tariferhöhungen.

Der Verkehrsclub Deutschland forderte mehr Mut und Fantasie bei der Tarifgestaltung, etwa neue »Flatrate-Angebote« analog zum 65plus-Abo. Zeitkarten sollte attraktiver werden, so Tarifexperte Stefan Kohte. In dieser Preislage hat der VBB diesmal nichts zu bieten. Aber immerhin gibt es eine kleine Weihnachts- und Silvester-Überraschung: Am 24. und 31. Dezember können auf das Umweltticket ganztags ein weiterer Erwachsener und drei Kinder mitgenommen werden.