nd-aktuell.de / 19.04.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 1

»Lassen Sie Ihre Geld arbeiten!«

Von wegen Casino! Aufklärung über populäre Krisen-Irrtümer - Teil 10 der nd-Serie

Nicht erst seit der Finanzkrise stehen Banken und Finanzmärkte im Fokus der politischen Debatte – und am Pranger. Nun sollen die Banken zahlen, fordern die einen. Das sei eine große Gefahr, warnen die anderen. Denn vom Wohl der Banken hänge die ganze Wirtschaft ab. Wer hat recht? Sind Banker wirklich gierig? Und woher kommt die Abhängigkeit von den ominösen „Märkten“? Ein Autorenkollektiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich die gängigen Irrtümer über Banken, Börse und Kredit vorgenommen - und zeigt, dass nicht allein von Macht und Größe der Finanzmärkte alle Übel des Kapitalismus ausgehen. Klarheit statt Mythen: hier täglich in einer nd-Reihe.

»Lassen Sie Ihre Geld arbeiten!«

Was gesagt wird:

Wer eine Aktie oder Anteile an Investmentfonds kauft, wer ein Sparbuch anlegt, eine Staatsanleihe erwirbt oder Kredit vergibt, der gibt sein Geld weg und kassiert dafür Zinsen oder eine Dividende, also einen Überschuss. Das Geld «vermehrt sich». Diese Vermehrung ist eine Leistung des Geldes oder der besonders geschickten Anlagestrategie.

Was dran ist:

Nichts. Eine Geldsumme wächst nicht von allein. Sie vermehrt „sich“ nicht, sondern wird vermehrt. Beispiel Aktie: Das Unternehmen verkauft Aktien, erhält das Geld des Aktionärs, baut sich davon eine neue Fabrik, expandiert ins Ausland oder rationalisiert die Produktion. Dadurch kann es seine Waren verbilligen, mehr verkaufen – mehr Gewinn machen. Davon zahlt es einen Teil an die Aktionäre. Kurz gesagt: Es sind letztlich die ArbeitnehmerInnen im Betrieb, die das Geld vermehren.

Sich selbst vermehrendes Geld, dies ist laut Karl Marx die «Kapitalmystifikation in der grellsten Form». Denn «im zinstragenden Kapital ist dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. […]. Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.»

Die von einem Autorenkollektiv verfasste Broschüre »Von wegen Casino«[1] ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung[2] bestellt werden.

Links:

  1. http://www.rosalux.de/publication/39098/von-wegen-casino.html
  2. http://www.rosalux.de/