nd-aktuell.de / 25.04.2013 / Kultur / Seite 12

Kein Platz für Kindertheater

Atze droht das Aus

nd: Das Atze Musiktheater hat im letzten Jahr die 100 000-Besucher-Marke geknackt. Jetzt kam die Kündigung für 2014. Wie ist die Stimmung im Haus?
Sutter: Die Stimmung ist natürlich schlecht. Die Kollegen sind absolut verunsichert, weil die Perspektive, die jeder Angestellte hier hat und die er auch mit dem Theater persönlich verbindet, infrage gestellt ist. Kein Kollege, egal ob aus der Verwaltung, der Technik oder die Schauspieler, kann mir zusichern, dass er bis zum Schluss hier am Haus bleiben wird, was ich verstehen kann. Auch sie müssen sehen, dass sie ihre berufliche Zukunft absichern.

Gibt es schon Verhandlungen mit dem Bezirk über einen Kompromiss?
Am Dienstag hat das Bezirksamt beschlossen, dass wir doch bis zum Ende der Spielzeit 2014 im Juni bleiben dürfen und nicht, wie ursprünglich geplant, schon im April raus müssen. Das ist zwar ein kleiner Teilerfolg, aber die Zukunft von Atze ist damit natürlich keinesfalls geklärt.

Was ist denn ihre zentrale Forderung an das Bezirksamt?
Wir möchten, dass der laufende Mietvertrag bis mindestens Ende 2015 verlängert wird, damit wir in dieser Zeit gemeinsam mit dem Senat verhandeln können.

Die Bezirksstadträtin für Kultur hat ihre Unterstützung schon zugesagt.
Ich glaube ihr, dass sie sich für uns einsetzt. Im Bezirk werden sie niemanden finden, der sich öffentlich für die Schließung eines Kindertheaters ausspricht. Aber warum bekennt sich der Bezirk dann nicht insgesamt zu uns? Stattdessen wird diskutiert, das Gebäude an die Beuth Hochschule zu geben.

Mit welcher Begründung hat man Ihnen die Kündigung ausgesprochen?
Ganz einfach, der Bezirk hat kein Geld und ist bemüht, den Haushalt zu sanieren. Der Bezirk überlegt, da Atze nicht nur eine bezirkspolitische Aufgabe übernimmt, sondern landesweit Kinder fürs Theater begeistert, dass wir vom Land finanziert werden sollten und setzt damit dem Senat die Pistole auf die Brust, auf unsere Kosten. Das ist unschöne politische Taktiererei.

Fragen: Christin Odoj