nd-aktuell.de / 29.04.2013 / Brandenburg / Seite 13

Seniorenclub darf weitermachen

GEWOBAG verzichtet auf Jahresmiete für »Herbstlaube«/ Bezirk berät Finanzierung

Jérôme Lombard

Die Rentner aus der »Herbstlaube« in der Dunckerstraße 77 in Prenzlauer Berg können erst einmal aufatmen. Die GEWOBAG wird der chronisch unterfinanzierten Seniorenfreizeitstätte die Miete sowie die laufenden Betriebskosten für das Jahr 2013 erlassen. Dies verkündete das städtische Wohnungsunternehmen, das die Räume bereits seit 1991 an den Seniorenclub vermietet.

Durch diesen Verzicht auf insgesamt 6730 Euro ist der Weiterbetrieb der Einrichtung für dieses Jahr gesichert. Eine Räumung ist vorerst abgewendet. Sie hätte sonst aufgrund aufgebrauchter finanzieller Rücklagen Ende April erfolgen sollen.

»Die Entscheidung, uns die Mietkosten für das Jahr 2013 zu erlassen, hat uns die Kraft und Zuversicht gegeben, auch an die bezirkliche Mitverantwortung zu appellieren«, erklärt Karin Ehrlich, eine der Gründerinnen des Treffpunktes. Die GEWOBAG habe mit ihrer Entscheidung ihre Wertschätzung für die »Herbstlaube« und die ehrenamtliche Arbeit der Senioren zum Ausdruck gebracht, sagt Ehrlich.

Auch aus der Berliner Politik gab es Lob und Anerkennung für das Engagement der Senioren und der Wohnungsbaugesellschaft. »Der Seniorentreff ›Herbstlaube‹ ist ein beliebter Ort der Begegnung, der seit Jahren sehr viel für den Kiez und den Bezirk leistet«, bemerkt Staatssekretär Ephraim Gothe (SPD) von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. »Ich freue mich sehr, dass die städtische GEWOBAG dazu beiträgt, diesen Ort auch langfristig in seiner Existenz zu sichern.« Eine gute soziale Infrastruktur für ältere Menschen sei dringend notwendig, sagte Gothe.

Das Bezirksamt Pankow hatte der »Herbstlaube« im März 2012 die Gelder gestrichen und jedwede künftige finanzielle Unterstützung ausgeschlossen. In der Zwischenzeit hatten sich die Senioren durch den Verkauf von Möbeln, eines Klaviers und eines Kleinbusses notdürftig über Wasser gehalten. Dass dies auf Dauer kein Zustand sein kann, hat nun offenbar auch die Bezirkspolitik eingesehen. Die Bezirksverordneten beraten über ein dauerhaftes Finanzierungskonzept für die Zeit ab 2014.

Die Vorsitzende der Seniorenbegegnungsstätte in der Pankower Stillen Straße 10, Doris Syrbe, begrüßte das Einlenken der Bezirkspolitik. Allerdings sei Skepsis geboten, ob auch wirklich ausreichend Mittel für die »Herbstlaube« bereitgestellt werden. »Dem Bezirk geht es mit Sicherheit auch darum, eine Art zweite ›Stille Straße‹ zu verhindern. Ein öffentliches Aufsehen wie in unserem Fall macht sich angesichts bevorstehender Bundestagswahlen nicht gut«, erklärt die 72-jährige Clubvorsitzende. Die Senioren aus der Stillen Straße 10, die mit einer monatelangen Besetzung ihrer Freizeitstätte aus Protest gegen die drohende Schließung bundesweite Berühmtheit erlangten, erklärten sich von Anfang an mit ihren Altersgenossen der »Herbstlaube« solidarisch.

In der »Herbstlaube« treffen sich Senioren aus dem Kiez regelmäßig zu Kultur- und Sportveranstaltungen sowie zu einem warmen Mittagstisch. Der Altersdurchschnitt beträgt 84 Jahre.