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»Frauensport hat im Osten einen höheren Stellenwert«

Von Mecklenburg bis Thüringen: Lange Tradition und gute Nachwuchsarbeit bringen Titel

  • Peter Stracke, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Frauensport im Osten boomt: Im Volleyball kämpfen Schwerin und Dresden um die Krone, im Handball liefern sich der Thüringer HC und der HC Leipzig ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Volleyballerinnen aus Schwerin und Dresden streiten um den Meistertitel, genau wie die Handballerinnen des Thüringer HC und des HC Leipzig: Wenn es in den wichtigen deutschen Ballsportligen der Frauen um die Titel geht, dann ist Derbyzeit. Die ostdeutschen Paradevereine bestimmen zum Teil wegen ihrer hervorragenden Nachwuchsarbeit, aber auch wegen der aus der ehemaligen DDR herübergeretteten Traditionen seit Jahren das Niveau.

»Der Frauensport hat im Osten einfach einen höheren Stellenwert. Das ist ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten, von dem wir noch heute profitieren«, sagt Johannes-Meinhart Wienecke. Der Anwalt steht als Präsident dem neunmaligen Volleyballmeister Schweriner SC vor, der am Mittwoch im vierten Finalspiel mit einem Erfolg beim Erzrivalen Dresdner SC den Titelhattrick perfekt machen kann.

»Was unsere beiden Vereine aber vor allem seit Jahren an der deutschen Spitze hält, ist die konstant gute Nachwuchsarbeit«, sagt Wienecke. Der Präsident verweist auf die Eliteschule des Sports und den Schweriner Olympiastützpunkt, die sich in unmittelbarer Nähe der neuen Arena in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern befinden. Für die zukünftigen Spitzenspielerinnen eine ideale Symbiose aus schulischer und sportlicher Ausbildung.

Ähnliche Bedingungen finden sich beim Handball-Topverein HC Leipzig, der das erste von zwei Finalspielen am Sonntag zu Hause gegen den Thüringer HC mit 21:27 verlor. »Wir bieten beim HCL professionelle Strukturen, angefangen beim Sportgymnasium. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir in den beiden letzten Jahren deutscher A-Jugendmeister waren«, sagt Leipzigs Manager Kay-Sven Hähner, dessen Team am Sonntag im Rückspiel beim THC allerdings ein kleines Wunder braucht, um den Titel doch noch zu holen.

Hähner sagt, dass es gerade in ehemaligen DDR-Hochburgen wie Leipzig und Magdeburg mit Handball oder Schwerin und Dresden mit Volleyball gelungen sei, »gewisse Strukturen zu retten und sie den neuen Gegebenheiten anzupassen«. Natürlich sei aber der Erfolg des Frauensports auch ein Ergebnis von regionaler Akzeptanz. »Wir hatten zum Halbfinale gegen Buxtehude fast 4000 Zuschauer in der Halle, beim Finale fast 5000 - das sind Zahlen, die im Frauensport in Deutschland herausragen. Ich glaube, der Osten ist offener gegenüber den Leistungssportlerinnen«, so Hähner.

Geschäftsführer Karsten Günther, der mit dem Männer-Zweitligisten DHfK neben dem HCL um die Gunst in der Handballhochburg Leipzig wirbt, führt an: »Bei den Frauen kannst du mit unserem Etat von 1,3 Millionen Euro um den Titel spielen, bei den Männern braucht es etwa das Zehnfache.«

Hähner und Wienecke verweisen zugleich darauf, dass es ihren Klubs gelungen sei, trotz der landesweiten Dominanz der männlichen Ballspieler das Interesse der Zuschauer und der Sponsoren am Leben zu halten. Für die mit einem Etat von einer Million Euro regelmäßig um den Titel spielenden Schwerinerinnen bemängelt Wienecke stellvertretend für alle Frauen-Topvereine die fehlende Akzeptanz in der TV-Berichterstattung. »Frauenhandball und -volleyball spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aber gerade Sponsoren pochen auf den Wiedererkennungswert via TV.« Am Sonntag zeigte nicht einmal der MDR Livebilder vom ersten Finale zwischen Leipzig und dem THC.

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