PISA-Daten unter Verschluss

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Sieben Monate noch, dann erscheint die neue PISA-Studie. Die Neuntklässler haben bereits die Tests geschrieben, die Auswertung ist noch in vollem Gange. Wie gut Deutschlands Schulsystem diesmal im internationalen Vergleich abschneiden wird, ist also noch unklar. Ein Ergebnis ist aber schon jetzt sicher: Auch die neue PISA-Studie wird ein Politikum werden. Schon heute bringen sich die Kontrahenten in Stellung. Auf der einen Seite die Länderminister, zusammengeschlossen in der Kultusministerkonferenz (KMK), auf der anderen die Bildungsforscher und Vertreter der Fachverbände.

Von dieser Seite ist die KMK in diesen Wochen unter Beschuss geraten. Der Münchner Bildungsforscher Ludger Wößmann hat die KMK für deren restriktiven Umgang mit den PISA-Daten gerügt. Um deutsche PISA-Daten auswerten zu dürfen, so Wößmann in einem Brief an die KMK, müssten Forscher Verträge unterschreiben, die sie zur Verschwiegenheit verpflichteten.

Was nach bürokratischer Kleingeisterei der KMK klingt, ist in Wahrheit große Politik. Schon von den vorausgegangenen PISA-Studien ist bekannt, dass die KMK es deutschen Forschern erschwert, die Daten so auszuwerten, dass ein Vergleich zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg möglich ist. Der Verdacht liegt nahe, dass hinter dem restriktiven Auskunftsverhalten der KMK die Furcht einiger Länder steht, durch detaillierte PISA-Auswertungen ihren Spitzenplatz im innerdeutschen PISA-Ranking zu verlieren. Vor allem die unionsregierten Bundesländer Bayern und Sachsen nutzten ihre Spitzenplätze beim innerdeutschen PISA-Vergleich in der Vergangenheit gern, um von massiven sozialen Ungleichheiten im Bildungssystem abzulenken.

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