EU bündelt Hilfe bei Katastrophen

»Notfallabwehrzentrum« in Brüssel vorgestellt

  • Kay Wagner, Brüssel
  • Lesedauer: 2 Min.

Glückwünsche kamen live aus den USA und Russland: Als die EU ihr neues Katastrophenabwehr- und -hilfszentrum am Mittwoch in Brüssel eröffnete, wurde gleich einmal vorgeführt, dass es mit der Verbindung in die ganze Welt klappt. Zumindest äußerlich beeindruckt stand EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso vor den acht großen Bildschirmen an der Wand des zentralen Raums des neuen »EU-Notfallabwehrzentrums« und lauschte den Glückwünschen. Die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenreaktion, Kristalina Georgieva, übersetzte ihrem Vorgesetzten sichtlich gerührt. Für die Bulgarin gehe ein Traum in Erfüllung, sagte sie vor Beginn der Einweihungszeremonie, zu der sie eine der blauen Westen der EU-Hilfskräfte mit der Aufschrift »European Civil Protection« angezogen hatte.

Seit 2001 kümmert sich die EU um die Koordinierung der europäischen Hilfe bei Katastrophen, sowohl in der EU als auch außerhalb. Doch richtig gut funktioniert hat das nicht, auch wenn Georgieva die rund 180 Einsätze seit 2001 als Erfolge hinstellte. Schnelle, gemeinsam koordinierte und aufeinander abgestimmte Einsätze der EU-Mitgliedsstaaten hat es weder beim Tsunami 2004/05 in Südasien, bei den Hurrikans Katrina und Rita in den USA 2005, dem Erdbeben in Haiti 2010 oder beispielsweise auch den Waldbränden in Griechenland 2007 und 2010 gegeben. Genau das soll sich jetzt ändern. Erstmals gibt es mit dem neuen Krisenzentrum eine Stelle, die sich um koordiniertes EU-Handeln kümmern kann. Technik, Personal und die Bereitschaft der Mitgliedsländer sind dafür Voraussetzungen. »Da Katastrophen immer häufiger auftreten und komplexer werden, ist eine koordinierte und unverzügliche Reaktion ein wesentlicher Bestandteil einer jeden lebensrettenden Maßnahme«, begründete Kommissarin Georgieva zudem die Notwendigkeit des Zentrums.

Neben den derzeit 27 EU-Mitgliedsstaaten nehmen auch Kroatien, Norwegen, Island, Liechtenstein und Mazedonien an der gemeinsamen Katastrophenhilfe teil. Tritt ein Notfall ein, sollen die verfügbaren Hilfsmittel von Brüssel aus zentral angefordert und zum Ort des Geschehens geschickt werden können. Innerhalb der EU soll das Zentrum die Abteilungen koordinieren, die im Notfall gefragt sind. Bei der EU-Kommission sind das etwa die Generaldirektionen Inneres, Gesundheit und Verkehr, der Auswärtige Dienst und die militärischen Einsatzkräfte, über die die EU verfügt.

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