Klötze umhauen im Stadtpark

KUBB: Kamen hat seine erste Stadtmeisterschaft im Wikingerschach

  • René Gralla
  • Lesedauer: 3 Min.

Für Autofahrer ist das die Stadt mit dem ewigen K-Problem: Kamen und sein Kamener Kreuz, wo es immer so schön staut. Ein ganz neues K-Gefühl im Osten des Ruhrpotts gibt es jedoch in zwei Wochen zu erleben, wenn aus der Sache mit dem K ein richtiges Spaßding wird. Bei der ersten Kamener Kubbstadtmeisterschaft am 31. Mai und 1. Juni 2013.

Kubb ist ein Wurfspiel, das aus Skandinavien stammt und dort gelegentlich auch als »Wikingerschach« bezeichnet wird. Schiedsrichter beim Kamener Turnier, zu dem Teams aus Schweden (Ehrensache!) aber auch aus Frankreich und sogar Israel antreten, ist ein Polizeioberkommissar im Ruhestand, der 65-jährige Bernhard Büscher. Der leidenschaftliche Boulespieler, der erst vor kurzem zum ersten Mal Kubb ausprobierte, hat seitdem seine zweite große Liebe entdeckt: »Kubb ist äußerst kommunikativ und immer wieder überraschend. Wenn du meinst, dass eine Partie schon entschieden ist, kann sie sich mit dem nächsten Treffer wieder komplett drehen.«

Im Kubb messen sich zwei Teams, die aus zwei bis sechs Aktiven bestehen. Zum Auftakt eines Matches versuchen sie, mit Wurfhölzern insgesamt jeweils fünf gegnerische Klötze, die an den beiden Grundlinien des fünf mal acht Meter großen Spielfeldes aufgereiht stehen, zu treffen und umzuhauen. Besagte »Kubbs« symbolisieren zwei verfeindete Gruppen von Recken, die sich für ihren König schlagen. Der Herrscher, dem es am Ende an den Kragen geht, ist eine größere Holzfigur, die genau in der Mitte zwischen beiden Parteien steht und auf den Ausgang des Wurfduells wartet. Ist es einer Mannschaft gelungen, die Kubbs der Konkurrenz auszuschalten, darf sie den Monarchen ins Visier nehmen. Und wer da zuerst den Goldenen Schuss landet, verlässt als Sieger den Platz.

Für den Boulefan Büscher sind die Parallelen zum Nationalsport der Franzosen offensichtlich, abgesehen davon, dass im Süden Europas gefällig runde Kugeln elegant durch die Lüfte segeln, während die nordischen Geschosse bloß kantige Holzteile sind. Aber die Technik sei in beiden Disziplinen vergleichbar: »Sie müssen mit Gefühl werfen.«

Klötze umhauen mit Schmackes, aber den Krafteinsatz sensibel dosieren: Das ist die hohe Schule des Kubb. Bleibt allerdings die Frage offen, was das denn nun mit Schach zu tun haben soll? Das liege an einem besonderen Clou des Kubb, wie Referee Büscher erläutert. Weil es eben gerade nicht ausreiche, simpel die gegnerischen Kubbs auf der Grundlinie zu treffen. Sie müssten nämlich danach ins Feld geschleudert und dort ein zweites Mal attackiert werden. Dabei entscheide die neue Position der Klötze über die Trefferwahrscheinlichkeit, und das erfordere strategischen Blick.

Eine trickreiche Klötzchenkeilerei, und entsprechend viel gefragt dürfte der Einsatz eines Unparteiischen sein. Ein heikler Job, schließlich haben die Aktiven obendrein schlagkräftige Argumente zur Hand, in Form der allseits griffbereiten Wurfhölzer. Doch Schiedsrichter Büscher macht sich keine ernsthaften Sorgen: »Die Atmosphäre ist beim Kubb absolut friedlich. Wir haben vor einigen Tagen einen Testwettkampf ausgetragen, und es gab keine echten Streitfälle. Dafür wurde um so mehr gelacht.«

Spaß haben wie die Wikinger - und es sind noch Plätze frei. Auch wer sich in letzter Minute spontan dazu entschließt, dem Kubb-König kräftig einen auf die Omme zu geben, darf in Kamen an den Start gehen. Das Schützenfest der fliegenden Holzklötze beginnt am Freitag, 31. Mai, pünktlich um 10 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz.

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