nd-aktuell.de / 25.05.2013 / Wissen / Seite 27

Kosmisches Alarmsystem

Europa will gefährliche Asteroiden früher entdecken

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

Die Zeit ist der alles entscheidende Faktor. Ist ein gefährlicher Asteroid auf Kollisionskurs mit dem Planeten Erde, dann gilt es, ihn ganz rasch zu berechnen und danach zu handeln. Nahezu 10 000 bekannte Asteroiden oder Kometen sind »erdnahe Objekte«. Europas Weltraumorganisation ESA baut jetzt ihre Warnsysteme aus, auch um in Quasi-Echtzeit wichtige Daten über die Bewegungen in unserem Sonnensystem liefern zu können: Am ESA-Standort Frascati südlich von Rom laufen künftig alle Informationen zusammen, aus denen die Experten auf mögliche Gefahren aus dem Weltall schließen können.

»Es ist das Allerwichtigste überhaupt, die Asteroiden so früh wie möglich zu erkennen, um ihre Bahn bestimmen zu können«, erläutert der Projektleiter des Koordinationszentrums für erdnahe Objekte (NEOCC), Detlef Koschny. Er verweist darauf, dass vor allem wichtige astronomische Auswertungen der Universität Pisa sowie auch die Daten anderer Systeme und Sensoren zusammengefasst werden.

Neun von zehn der wirklich großen und damit ganz gefährlichen Himmelskörper in einer Bahn nahe der Erde sind den Astronomen schon bekannt. Bei einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer würden sie nach ihrem Aufschlag ungeheuren Schaden auf der Erde anrichten.

»Für kleinere Objekte von 100 bis 200 Metern Durchmesser stehen wir leider noch nicht so gut da«, sagt Koschny. Nur wenige Prozent seien bekannt, so dass man ihre Bahn berechnen kann. Aber schon der Einschlag eines »kleinen« Meteoriten im Meer kann beispielsweise einen verheerenden Tsunami auslösen.

Die Registrierung der herumschwirrenden Himmelsbrocken soll also nun voranschreiten. Was aber tun, wenn - frühzeitig erkannt - Gefahr aus dem Weltall droht? »Wenn der Asteroid kleiner ist als 100 Meter, dann ist Evakuierung angesagt«, erläutert der Fachmann. Bei den größeren »Brummern« sei es eben wichtig, sie ein paar Jahre eher geortet zu haben, um dann das geeignete Abwehrmodell auszuwählen.

Um einen auf die Erde zusteuernden Asteroiden von seinem Kollisionskurs abzubringen, könnte man etwa mit einer Raumsonde einen »Auffahrunfall« im Weltall herbeiführen und ihn so ablenken. »Ich bin zuversichtlich, dass wir die großen Asteroiden Jahre vorher und damit rechtzeitig erkennen«, sagt der Projektleiter des neuen Koordinierungszentrums in den Bergen von Frascati.