nd-aktuell.de / 27.05.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Erfolg durch Transparenz und via Facebook

LINKE-Gewerkschaftskonferenz in Hamburg

Christoph Nitz
130 Menschen kamen zur 4. Gewerkschaftspolitischen Konferenz der LINKEN am Wochenende nach Hamburg.

«Was ist, sehen wir in diesem Saal!» Carlos del Barrio Quesada, Sekretär der spanischen Gewerkschaft Comisiones Obreras, stellte die provokante Frage: «Wie viele Jugendliche sind hier?» Zur Ehrenrettung der Konferenz «jung - prekär - befristet» wurde zum Gruppenfoto der «U35» gebeten; als Jugendliche gelten bei Parteien und Gewerkschaften alle unter 35 Jahre. Dem Ruf folgte immerhin ein Drittel der Teilnehmer. Die Kritik des Spaniers galt verkrusteten Strukturen, die dazu führten, dass «Jugendliche sich nicht durch Gewerkschaften vertreten fühlen».

Mit der Konferenz wollte die Arbeitsgemeinschaft (AG) Betrieb & Gewerkschaft, der mitgliederstärkste Zusammenschluss in der Linkspartei, die Beschäftigungssituation junger Menschen unter die Lupe nehmen. In vier Foren ging es um den Generationenkonflikt, die Situation junger Beschäftigter an Hochschulen, um Forderungen an die Politik sowie die Chancen von Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV), die es vor allem in Großbetrieben gibt. «Mit Organisation und Planung geht alles», meinte eine Vertreterin der JAV im Bosch-Werk Feuerbach und berichtete vom erfolgreichen Einsatz für die Übernahme aller Auszubildenden. Wie eine Familie hätten die Azubis zusammengehalten und ihre Aktionen hätten Echo in der Presse gefunden. Sie sagte, sie habe den «Facebook-Briefkasten oder so» vergessen. Soziale Netzwerke seien für die Interessenvertretung wichtig, denn man könne so «Leute gut erreichen», doch bei älteren Betriebsräten würde dies oft belächelt.

Während im Schwabenländle von Erfolgen berichtet werden konnte, schilderte ein Jugendvertreter, der aus Angst vor Repression nicht genannt werden möchte, wie ein bundesweit bekannter Konzern Interessenvertreter schikanieren lässt. Seit sein Meister vom Engagements des Auszubildenden wusste, habe dieser oftmals eine Woche lang schlechte Aufträge bei der Aufgabenzuteilung erhalten. Volkswagen sei «Kommunismus mit zwei Buchstaben – so der Tenor im Betrieb. Häufig werde den Interessenvertretern mit Schadensersatzklagen gedroht, und diese gewarnt, sie sollten »keine roten Socken werden.« In einer solchen Atmosphäre wagen deshalb nur wenige, sich für ihre Kollegen einzusetzen.

Transparenz und Vernetzung wurden als wichtige Faktoren für Widerstand gegen schlechte Arbeitsbedingungen benannt. Mehr Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und Jugendvertretungen sei notwendig, denn manchmal »kämpfen die Älteren für Errungenschaften, die Junge schon nicht mehr haben«. Letztere sollten befähigt werden, für ihre Interessen einzutreten. Es mache wenig Sinn, wenn »50-Jährige Aktionen für Jugendliche machen«.

Sabine Zimmermann, Bundestagsabgeordnete der LINKEN und Mitglied im DGB-Bundesvorstand, stellte fest, dass im Wahlprogramm »relativ wenig drin steht von den Forderungen junger Menschen«. Das könne sich ja beim Parteitag noch ändern und: »Wir müssen vors Werkstor!«