Drohnenpatrouille

Deutsche Bahn nimmt Graffitisprayer mit Minihelikoptern aufs Korn

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Deutsche Bahn will Drohnen gegen Graffitisprayer einsetzen. Damit will das Unternehmen einen Kampf gewinnen. Gerichtsfeste Aufnahmen sollen dabei entstehen. 2012 habe die Bahn rund 14 000 Graffiti erfasst, dabei sei ein Schaden von 7,6 Millionen Euro entstanden.

Szenerie wie aus einem Science-Fiction-Film: Nacht, menschenleeres Gelände. Zoom. Undeutliche Gestalten vor einer Mauer. Zoom. Zischend entweicht die Farbe aus ihren Spraydosen, die Farbe aus ihren Gesichtern wird erst später entweichen. Nein, sie ahnen nichts von der Gefahr über ihnen. Zoom. Gesichter in Großaufnahme. Ein Helikopter in Aktentaschengröße schwebt über ihnen, macht die Aufnahmen, sammelt Beweise, sendet ein Signal an die nächste Polizeistation. Die Pläne der Deutschen Bahn sehen tatsächlich den Einsatz von Kameradrohnen gegen Graffitisprayer auf Bahnanlagen vor. In den nächsten Wochen werde der Test beginnen, zitierten Medien einen Bahnsprecher.

Damit will das Unternehmen den bisher aussichtslosen Kampf gegen Graffitisprayer gewinnen. Man müsse neue Wege gehen. Größere Flächen könnten in kürzerer Zeit überprüft werden. Allein im vergangenen Jahr habe die Bahn rund 14 000 Graffiti erfasst, dabei sei ein Schaden von 7,6 Millionen Euro entstanden, gibt Bild am Sonntag den Sicherheitschef der Bahn, Gerd Neubeck, wieder.

In 150 Metern Höhe könne das Gerät mehr als 80 Minuten lang mit bis zu 54 Kilometern pro Stunde fast geräuschlos fliegen, heißt es. Per Autopilot seien bis zu 40 Kilometer lange Strecken möglich. Und der Preis ist - gemessen an dem angegebenen jährlichen Schaden - moderat, wenn dieser dafür vermieden wird. Der Flugschreiber der Drohnen kostet dem Vernehmen nach 60 000 Euro.

Das ist um einiges günstiger als die Hubschrauber, die weiland der Bundesinnenminister im rot-grünen Kabinett, Otto Schily (SPD), gegen Graffitisprayer einsetzen wollte. Die PDS rechnete dem Minister damals die Kosten für Kraft- und Schmierstoffe sowie die technische Instandhaltung, Personalkosten (Pilot, Copilot bzw. Flugtechniker und Wärmebildoperator sowie Werkstattpersonal vor - alles in allem 1234 Euro pro Flugstunde. Da ist die neue Generation im Miniformat natürlich günstiger. Hier reichen zwei Personen, ein Pilot am Boden und einer, der die gemachten Wärmebilder auswertet. Auch der Preis für die rote Lackierung und das Bahn-Logo dürften glatt zu vernachlässigen sein. Von Seiten der Politik dürfte der Bahn kein Widerspruch drohen. Die Innenminister von Bund und Ländern hatten auf ihrer letzten Zusammenkunft appelliert, die Videoüberwachung auf Bahnhöfen auszubauen. Da kann die Drohne nicht falsch sein. Immerhin soll sie vorerst - aus Datenschutzgründen - nur auf Bahnanlagen zum Einsatz kommen.

Womöglich könnte die Bahn ihre Bilder - natürlich anonymisiert an die Filmbranche verhökern. Da könnte dann auch schon mal die nächste Entwicklungsstufe - die bewaffnete Drohne - vorempfunden werden.

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