Aufruf zum »Mai 68 von rechts«

Extremisten wollen Bewegung gegen Homo-Ehe in Frankreich zur Destabilisierung der Regierung nutzen

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Der Film »La vie d'Adèle« über die Liebe zweier Frauen wurde beim Internationalen Festival Cannes gerade mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Und in Montpellier soll am Mittwoch die erste Homo-Ehe nach dem neuen Gesetz über die »Ehe für alle« geschlossen werden. Doch die französische Gesellschaft hat sich damit noch nicht abgefunden.

Am Sonntag sollten sich in Paris nach Angaben der Organisatoren eine Million Franzosen zur Großkundgebung gegen das Ehe- und Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare versammeln, das mit der Unterschrift Präsident François Hollandes am 18. Mai in Kraft getreten war. Die Polizei zählte freilich »nur« 150 000 Teilnehmer, die zunächst friedlich durch die Pariser Straßen zogen. Doch am Abend kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen extremer Teilnehmer gegen die Polizei und gegen Journalisten. Sechs Personen, darunter ein Pressefotograf, wurden dabei verletzt. Rund 300 Schläger wurden verhaftet und gegen fast alle hat die Justiz inzwischen Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Schon vor dem Aufmarsch war befürchtet worden, dass die radikalen Kräfte unter den Organisatoren die Oberhand über die Bewegung »Demo für alle« gewinnen, deren Losung auf Hollandes Wahlkampfparole »Ehe für alle« anspielt. Den Extremisten war selbst die offizi...


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