Südsudan will Frauen besser schützen

  • Charlton Doki, Juba (IPS)
  • Lesedauer: 2 Min.

»Unsere Töchter sind unser Reichtum. Wie sonst sollte ich an Kühe kommen?«, fragt der 60-jährige Jacob Deng aus dem südsudanesischen Bundesstaat Jonglei. In vielen ethnischen Gemeinschaften sind junge Frauen aufgrund des Brautgelds, das sie erzielen, für ihre Herkunftsfamilien Quellen des Wohlstands.

Nach Angaben des Ministeriums für Frauen- und Kinderangelegenheiten sind 48 Prozent aller südsudanesischen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren verheiratet. In einigen Fällen waren die Frauen im Alter von zwölf Jahren verheiratet worden.

Im südsudanesischen Kinderschutzgesetz ist das Heiratsmindestalter auf 18 Jahre festgelegt. Zuwiderhandlungen können mit sieben Jahren Gefängnis geahndet werden. Da aber Kinderehen in vielen Gemeinschaften traditionell üblich sind, werden die Bestimmungen nicht durchgesetzt, wie die Ministerin Kwaje Losuba einräumt.

»Sobald ein Mädchen in die Pubertät kommt, ist sie eine Frau. Solange jemand bereit ist, viele Kühe für meine Töchter zu geben, verheirate ich sie«, erklärte Deng gegenüber IPS. Auch der 50-jährige Biel Gatmai aus dem Bundesstaat Upper Nile ist ein Befürworter der Kinderehe. Sie beuge außerehelichen Schwangerschaften vor, sagte er. »Es ist auf jeden Fall besser für ein Mädchen, in jungen Jahren zu heiraten, als im Haus der Eltern zu bleiben und schwanger zu werden. Denn für eine Tochter mit einem unehelichen Kind ist keiner bereit, viele Kühe zu zahlen.«

Der Südsudan arbeitet derzeit an einer Verfassungsreform, und die Bürger sind aufgerufen, auf Seminaren und Veranstaltungen ihre Vorschläge einzubringen. Kinderehen sind ein viel diskutiertes Thema.

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